BLOODSTAIN dürften vermutlich kein allzu unbekannter Name mehr im Hardcore Underground sein, denn schließlich trägt die Band aus Hannover seit 2005 ein dickes Moshpackage mit sich durch die Gegend. Ihre 2006er EP ‚Riding Shotgun’ gab mir bereits einen Vorgeschmack auf das, was mich bei ihrem Debüt erwarten würde und ich muss sagen: Meine Erwartungen sind übertroffen!
BLOODSTAIN haben seit jeher einen HATEBREED-THE DUSKFALL-FULL BLOWN CHAOS orientierten Mix aus Hardcore, Mosh und Metal gespielt und jeder, der das damalige Quintett in der ursprünglichen Besetzung erleben durfte weiß, dass der Sänger Michael nicht nur ein ‚Berg’ von einem Mann ist, sondern seine gutturalen Tiefschläge Wände zum erzittern bringen. Nun hat man dem Ganzen noch einen drauf gesetzt: Als zweiten Sänger konnte, während einer Gastaudition zum Debut, HATE SQUAD Sänger Burkhard rekrutiert werden, ebenso stieg Tim Baurmeister (RYKER´S, HATE SQUAD) mit ins Boot und übernahm die zweite Gitarre. Nachdem man sich auch von Drummer Tobi trennte, fand man mit Ulrich Steinmüller einen mehr als fähigen Ersatz an den Drums, denn Ulrich spielt ein schönes technisches vom Death und Trash beeinflusstes Drumming, welches die Songs von BLOODSTAIN nur noch mehr nach vorne treiben. Irgendwie hat man echt das Gefühl von einer Horde Gnus überrannt zu werden, alleine durch die Vocals, die wirklich barbarisch sind, denn durch den Background Gesang von Bassistin Janina (END IS FOREVER, Vocals), der nicht nur einen ‚hellen’ Kontrast zur düsteren stimmlichen Männerwelt darstellt, erreicht man ein Facettenreichtum an Brutalität, das die Grenzen des bisher bekannten Songmaterials schlichtweg neu definiert.
Ebenso haben die Gitarren, aus meiner Sicht, eine klare Weiterentwicklung durchlaufen. Immer noch durch präzise Simplizität und Powergrooves ausgezeichnet, bedient man sich mehr denn zuvor dezenter Metalansätze, wie in ‚Gold Rush City’, was mich eine Augenblick an THE CROWN oder DEICEIDE denken lässt. Aber der Schwerpunkt des hannoverschen Sextetts, liegt nach wie vor beim Hardcore, der Old- und Newschool mit einander harmonisieren lässt und dabei natürlich nicht die Beatdownparts vergisst.
Ich denke, wir können von einer Moshpit Garantie ausgehen, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Die Produtkion ist definitiv gut, nur hätte ich mir bei den Drums etwas mehr Tiefe und bei Janinas Instrument etwas mehr Subbass gewünscht, aber das ist reine Ansichtssache. Dafür mag ich den Klang des Basses, der mich an die alten Aufnahmen von LAMB OF GOD erinnert. Insgesamt hat die Produktion aber genug Druck, dass sie auch aus einem Ghettoblaster noch gut rummst.
Stumpf ist Trumpf’, muss man hier allerdings ganz klar sagen. Es sollte sich niemand an dieses Album heranwagen, der einen gewissen Grad an Melodie zum persönlichen auditiven Glück benötigt, denn dieses Bedürfnis werden BLOODSTAIN wohl milde lächelnd unbefriedigt lassen. Außer im zehnten Track, dessen Titel ich nicht klar ausfindig machen konnte, gibt es eine kleine Stelle, wo ganz schüchtern und zart eine Akustikgitarre ihren Einsatz findet. Lyrisch, wie auch musikalisch geht es nicht um Attitüde und kommerzielle Töne, sondern um direkte und intensive Aggression und die hat man ordentlich im Studio bündeln können und schafft es, wie ich finde, auch eine gute ‚Liveatmosphäre’ zu schaffen.
Definitiv ein ‚Hinhörer’ ist die Coverversion ‚Fuck You All’ der ungarischen EKTOMORF. Das nenne ich mal ne nette Idee, die sich auch noch nahtlos ins feinmaschige Netz musikalischer Prügel einfügt. BLOODSTAIN reihen sich nun neben DOOMDAY oder SINCE THE FLOOD ein, als weitere junge Band, die alte Werte und Normen vertritt und hoffentlich der ‚Szene’ helfen wird, sich auf ihre originären Wurzeln zu besinnen, fernab von plakativer Mode und oberflächlichem Tough-Guy-Gehabe.
Tracklist
1. Power Of Suffering
2. The Moshpit
3. Caught Red Handed
4. Assassin
5. Fuck You All
6. Gold Rush City
7. Praise You
8. Angel Of Vengeance
9. Revenge