Ein Tag wie jeder andere an einer heruntergekommenen Tankstelle im Nirgendwo: Staub wirbelt auf, als ein dreckiger Truck an einer der maroden Zapfsäulen zum Stehen kommt. Mit schwerem Schritt springt ein Mann aus der Fahrertür, die ächzend und laut im Wind der Wüste ins Schloss fällt. Der Tankwart zuckt zusammen, kramt nach all seinem Mut und schaut einem dicken, tätowierten und bärtigen Outlaw ins Gesicht. Die Sonne drückt, der Diesellaster lechzt nach Nachschub, der Tankwart zittert und kneift sich selbst. Der Truck steht noch immer vor ihm. Der bärtige Kerl genauso.
Wenn BOB WAYNE eine Eigenschaft neben seinen autonomen Countrypunk-Songs verinnerlicht hat, ist es das „on the road“ sein. „Till The Wheels Fall Off“ ist sein Lebensgefühl, seine Materie, sein Herzblut. Das hört man dem stämmigen Hünen aus Seattle an, der mittlerweile Nashville sein „zu Hause“ nennt – wenn man davon überhaupt sprechen kann. Fragt man „Get There When I Get There“ mit seinem trockenen Banjo und den grimmigen Bluegrasshooks oder das offensichtliche „Fuck The Law“,dessen Titel dem selbsternannten Outlaw auf die Stirn tätowiert sein könnte, bekommt man die Antworten ehrlich, erlebt und aus dem Bauch heraus serviert: BOB WAYNE lebt und musiziert draufgängerisch und direkt, für Gedanken hinten rum oder zweite Chancen lassen die quäkenden Violinen im melancholischen „All My Friends“ keinen Platz. Der ehemalige ZEKE-Merchandiser und Fulltime-Draufgänger und sein zweites Album beschreiben die Freiheit, Drogenvergangenheiten und die Laster des Lebens – wie tragend herausgehauchte „Lost Vegas“ das erlebte Gute und Böse.
Dabei klingeln die Outlaw Carnies als Backingband authentische und fundamentale Linien aus klassischem Country, untergemischtem Bluegrass-Punk und galoppierenden Rockabillytunes, auf die WAYNE wie auch auf dessen Debüt seine unverzerrten Lyrics aus dem Ärmel schüttelt. Ob weibliche Chöre in „Devil´s Son“ aufhorchen lassen oder das düstere „A Pistol And A 100 Dollar Bill“ aus den Staubwolken an der Highwaytankstelle aufsteigt ohne ein gewissenhaftes Ende hervorzubringen, sind Stimmungen, gegen die „There Ain´t No Diesel Trucks In Heaven“ zugleich ein Augenzwinkern bereithält.
„Till The Wheels Fall Off“ zögert nicht, prescht in den richtigen und entspannt in den wenigsten Momenten und sollte nicht nur aus dem Vintage-Autoradio eines alten Straßenkreuzers erlebt und genossen werden. Der Tankwart jedenfalls, ist heute bekennender Fan von BOB WAYNE und „Till The Wheels Fall Off“.
Trackliste:
01. Till The Wheels Fall Off
02. There Ain't No Diesel Trucks In Heaven
03. All My Friends
04. Get There When I Get There
05. Fuck The Law
06. Lyza
07. Devil's Son
08. Wives Of Three
09. Lost Vegas
10. All Those One Night Stands
11. Hunger In My Soul
12. A Pistol And A 100 Dollar Bill
13. Spread My Ashes On The Highway