„Ein Reiter ohne Pferd ist nur ein Mensch, aber ein Pferd ohne Reiter ist immer noch ein Pferd“, so dem Promozettel zur vorliegenden Platte zu entnehmen. Wie Selim Özdogan aber auch sagen würde: „Es ist so einsam im Sattel, seit das Pferd tot ist.“ Gibt’s die Wendy eigentlich noch? Und das rote Pferd hat sich umgedreht und mit seinem Schwanz die Fliege weggeweht. Das könnten so Gedanken sein, die sich breit machen, NACHDEM der letzte Ton vom nicht mehr ganz so neuen Bonaparte Album verklungen ist. (Ja Promos kommen verspätet an und man schafft es auch nur sie verspäteter zu besprechen) Wichtiger ist aber, was vorher geschah. Ziemlich apart jedenfalls.
Bonaparte beginnen klassisch um dann sämtliche entstandene Ruhe anständig wegzubeaten. Definitiv Partyheiopei. An Indie erinnert das hier nur bruchstückeweise. Der Großteil des musikalisch dagebotenen Spektrums ertönt in Form von synthetisch erzeugten Klängen. Ja, Gitarre, Bass und handgemachtes Schlagzeug gibt es hier und da wohl noch, verschwinden aber fast hinter dem Vorhang des musikalisch technologischen Fortschritts. Die hier dargebotenen Sounds treten allerdings keinesfalls stumpf und zum Gähnen repetierend auf. Vielmehr werden eine Vielzahl von variierten Beats, Tonvariablen, Höhen, Tiefen, Verzerrungen, Melodien und Klangfrequenzen dargeboten. So treibt man die Hörherde durch die Songs und lässt die Ohren nicht einem stumpfen Gleichschritt anheim fallen. L´ETAT C´EST MOI erinnert streckenweise sehr an RUN DMC. Auf der anderen Seite wird dieser fast überbordenene Elektrogenuss gleich mit einem gepflegten Saloon Swing ausgeglichen, welcher im mit RAVE RAVE RAVE betitelten Song dargeboten wird. Logik folgt ihren eigenen Gesetzen.
Textlich ist die Gesamtquintessenz mehr ein fies gemeines Zungerausstrecken gegenüber allem, was einem so den Buckel runterrutschen sollte. Purer Trotz im Text harmoniert an dieser Stelle ganz vorzüglich mit der musikalischen Seite.
Bonaparte legen damit in ihrer eigenen Erfolgsgeschichte allen Erwartungen noch eins drauf. Live ein wahrer Hochgenuss. Der Weiterverarbeitung ihrer Songs haben sich auch schon einige anderer angenommen.
Satteln wir also die Pferde und reiten wir los. Vorher geht nochmal jeder aufs Klo und beim Abritt Zunge rausstrecken nicht vergessen. Und wenn es dann heißt: „Das größte Glück der Pferde, ist der Reiter auf der Erde“, so sollten diese Menschen Bonaparte hören, ihre Pferde davongaloppieren lassen. Ätsch Alltag!
Tracklist:
1.Ouverture
2.My Horse Likes You
3.Computer In Love
4.Boycott Everything
5.L´Etat C´Est Moi
6.Fly A Plane Into Me
7.Rave Rave Rave
8.Intermission In Mexico
9.Technologiya
10.Wir Sind Keine Menschen
11.My Body Is A Battlefield
12.Orangutang (feat. Modeselektor)
13.Adabmal
14.The End