Plattenkritik

Bosse - Taxi

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Release Date: 06.02.2009
Datum Review: 29.01.2009

Bosse - Taxi

 

 

„Everyday’s like a new beginning / Der Sommer ist nochlang“ so heißt es in BOSSE’s gleichnamigen Song vom inzwischen schon dritten Album „Taxi“. Der englischgesungene Part könnte geradezu für BOSSE stehen. Hat er doch mit seinen Alben nie den wirklichen Wurf gelandet, sondern blieb immer im Verborgenen und wurde eher belächelt als mittelprächtiger Musiker oder auch Songwriter. Wo aber gerade seine erste Platte „Kamikazeherz“ mit energievollen Songs wie „Keine Panik“ oder „Kraft“ und auf der anderen Seite mit viel Herz und schönen Balladen wie „Niemand vermisst uns“ oder „Novemberregen“ ein ziemliches schönes Stück Musik darstellte katapultierte er sich mit seinem Zweitwerk „Guten Morgen Spinner“ näher an die Belanglosigkeit der deutschen Musiklandschaft. „Everyday’s like a new beginning“ also. Die nächste Chance also mit „Taxi“. Vielleicht diesmal der große Wurf?

Zweieinhalb Jahre war es still um BOSSE. Meint man. Unter anderem schrieb er Songs für andere Künstler wie KIM FRANK, der einst Sänger der Teenie-Gruppe ECHT war. Zwischendurch pendelte er zwischen seiner Heimatstadt Hamburg und der Türkei, da dort seine Familie lebt. Viel zu tun hat BOSSE also scheinbar schon. Ob all der Stress nun auch auf dem Album zu spüren ist?

Kurz und schmerzlos: Nein! BOSSE hat ein lockeres Album aufgenommen welches teilweise am typischen Deutschen Flair scheitert, sicherlich nie die Klasse von den großen Deutschen erreicht, trotzdem zu verzücken weiß und – Gott sei Dank – nicht von Liebesschmalz überfüllt ist. Denn wo sich Deutsche Künstler scheinbar angewöhnen nur von der Liebe zu singen ist BOSSE mutig. Er singt von den Wegen die man gehen kann, die er geht und wo er hofft anzukommen. Natürlich gibt es Songs in denen er seine Gefühle in Sachen Liebe besingt aber größtenteils bleibt man von jeglichem Kitsch verschont. Auch wenn Textzeilen wie „Ich habe dich immer geliebt, aber eben auf eine ruhige Art und Weise, denn Liebe ist leise und alles hier ist laut“ nicht gerade von Kitsch freiem, virtuosem Songwriting zeugen. Trotzdem weiß das zitierte „liebe ist leise“ zu überzeugen, da es mit herrlichen THE WOMBATS Uh Uh’s unterstützt wird und quasi fröhlich daher kommt. Auf „Vereinfachen“ hört man Sebastian Madsen, seines Zeichens Sänger der gleichnamigen Band, der mit seiner schönen Stimme im Duett mit BOSSE eine richtig schön kritische Piano Ballade auf’s Parkett legt. Überhaupt gibt es viele Momente in denen man „Taxi“ einfach lieben muss, oder kann. Songs wie die erste Single „3 Millionen“ überzeugen einfach beim ersten Hören, musikalisch wie auch textlich. Songs wie „Die Kunst des Verlierens“ wirken allerdings zu unausgegoren um jemals richtig fesseln zu können. Was aber das wunderschön, akustisch vorgetragene „Gegen Murphy“ wiederum wett macht wird im Endeffekt von „Matrosen“ wieder verworfen. So geht es auf „Taxi“ ständig zu. Mal gut, mal minder gut. Trotzdem nett anzuhören aber sicherlich noch immer nicht der große Wurf.
Tracklist:

1. 3 Millionen
2. Sommer lang
3. Gegen Murphy
4. All die Dinge
5. Tanz mit mir
6. Liebe ist leise
7. Vereinfachen (mit Sebastian Madsen)
8. Die Kunst des Verlierens
9. Alter Strand
10. Irgendwo dazwischen
11. Matrosen
12. Augen schließen

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Raphael

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