Erinnert sich noch jemand an diese eine Simpsons Episode, in der Apu das „Concert against Bangladesh“ auflegt (natürlich als Referenz zu George Harrisons „Concert for Bangladesh“)?
Da gibt es dann erst einmal den Ethno-Schock Moment, in dem anscheinend eine Sitar und ein indischer Derwisch durchdreht, aber dann herausstellt, dass nur die Plattenspieler Geschwindigkeit zu hoch war und Sinatras „You Make Me Feel So Young“ erklingt.
So einen Augenblick gibt es auch auf BOTANICAS fünftem Album „The Magnetic Waltz“.
Die ersten Sekunden von „With You“ lassen an den kaputten Kassentenrekorder von nebenan denken, aber dann kommt unverhofft der Pop dazwischen, und bewahrt vor einem Abdriften auf die proggige Post-Rock Schiene. Für die, denen der professionelle Wander-Zigeuner Paul Wallfischs und sein BOTANICA immer auch irgendwie Vorstellungen einer Öko-Metal Band vermittelt hat, kommt hier die Entwarnung: BOTANICA sind knietief im Pop angekommen.
Und es ist gut so. Klar, immer noch ist der Lounge Anteil kaum zu überhören, und Wallfisch gibt in „Grand Central“ oder „3 Woman“ wieder den Schmalspur Waits, wobei er natürlich nicht an das „Original“ rankommt, versagt dabei aber auf äußerst charmante Weise. Aber was mit „With You“ an Pop-Feuerwerk abgebrannt wird, das ist schon beachtlich. Da wird einfach mal eine FOOLS GARDEN Basslinie gespielt, Easy Listening in Reinkultur gefeiert und das ganze natürlich, wie könnte es denn anders sein, mit einem bitteren Text über die Unmöglichkeit der Liebe unterlegt. Bis man von der Luftigkeit des magnetischen Walzers überzeugt ist dauert es nicht einmal 2 Songs. Schon „Age Of Irony (Party Time)“ erfreut durch Melancholie mit einem Lächeln. Wenn es nämlich heißt „This is my party time“, dann ist eigentlich offensichtlich, dass hier alles los ist, nur keine Party.
Gegen Ende der Platte werden zwar die verzerrten Gitarren rausgeholt, bilden aber nur den Kontrapunkt zu dem alkoholgetränkten Blues der Großstadt. Folgerichtig heißt es dann auch vom kultigen Autor Haruki Murakami im Booklet: „Beginnings are always like this. One minute everything exists, the next minute everything is lost“. Und weil alles so in der Schwebe hängt, kann man auch gleich ein bisschen BOTANICA zuhören. Die legen nämlich ein (es lebe der Oxymoron) bedrückend-luftiges Album hin.
1. Matter Of Taste
2. Age Of Irony (Party Time)
3. 3 Women
4. La Valse Magnetique
5. Faith
6. Sex Offender
7. Carousel
8. With You
9. Shira & Safia
10. Grand Central
11. Warm Winter