47 sekunden Geigen und ab geht... die Orgel?! Schlepp-Drums und Zerr-Stimme zwingen den Hörer in die windigen Schluchten der zerstädterten amerikanischen Ostküste. Unter den Augen von Lady Liberty haben sich Meere von Tränen in den Asphalt gebrannt. Botanica haben sich nun aufgemacht, mit Eimerchen und Spachtel ein paar von denen aufzusammeln und in Songs zu pressen. Schluchzender Klimperkram und volle Front Einsamkeit treffen auf schwarzhumorige Kneipenrelikte, die an der schmierigen Theke einen preiswerten Bourbon nach dem anderen kippen. Botanica treten faule Ärsche und brechen angezählte Herzen. Die zynische Katerstimmung wird manchmal aufgelockert durch drei vier klare töne, doch dann geht's wieder ab ins höllische Morgengrauen.
Versierte Musiker durch und durch (findet man im Stammbaum doch Links zu Firewater und Paige Hamilton) und ihre Plattensammlung besteht grösstenteils aus Werken für die
"Kopfhörer-druff-und-aus-dem-Fenster-schau-Momente": Tom Waits, Miles Davis und den unpoppigen Eels in laut. Sicher, das hier ist analog, und ja, Botanica erfinden den Blues nicht neu (und auch nichts anderes) und erfreulicherweise versuchen sie es auch nicht. Mit dem von der Plattenfirma angekündigten "Kammer-Punk" hat das hier gar nichts zu tun, aber das ist überhaupt nicht schlimm. Botanica mögen respektlos sein, grob sind sie nicht. Es ist Musik für drinnen, für schlechte Luft, perfekt fürs Warten auf das Verschwinden von allerlei (Kopf-)Schmerz. Wenn die Vocals noch ein wenig mutiger und abwechslungsreicher wären, hätte man die Platte blind weiterverschenken können. So gibts leider nur 8 von 10. Und jetzt brauch ich schwarzen Kaffee und ne Aspirin.