Plattenkritik

Boysetsfire - While A Nation Sleeps

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 07.06.2013
Datum Review: 29.05.2013

Boysetsfire - While A Nation Sleeps

 

 

BOYSETSFIRE kann man wohl gut und gerne als eine der sympathischsten Bands der letzten 20 Jahre bezeichnen. Live immer überzeugend, kein Album, welches man als Fehltritt bezeichnen möchte, soziales Engagement, eine Nachricht im Bauch, die sie ihren Hörern gerne laut um die Ohren ballern. Die Latte hängt also ziemlich hoch. Ein neues Album nach 7 Jahren, das muss man sich auch erstmal trauen. Nach Krach mit dem Majorlabel, Besetzungswechsel, Auflösung, Reunion.

Man ist da schon ein wenig zittrig, als die ersten Töne nach einem gefühlt viel zu langen Intro des neuen Albums aus den Boxen schallen. Doch diese Zittrigkeit wird schnell zu Euphorie. Denn Eines sei direkt zu Beginn gesagt: Das Ding steht seinen Vorgängern in nichts nach, geht zurück zu den Wurzeln und hat doch so einiges mehr zu bieten. BOYSETSFIRE müssen sich zunächst mal nicht neu erfinden. Wozu auch? War und ist doch alles wunderbar. Sie setzen auf die alten Pferde zwischen Hardcore und Punrockhymne, eine Prise Emo und gut. Allerdings merkt man auf "While A Nation Sleeps", dass Nathan Gray und seine Kollegen in den letzten Jahren eine Menge Kraft getankt haben müssen und darum mehr als eine Schippe an Kraft und brachialen Riffs draufpacken können und dies auch tun.
Das geht direkt mit dem ersten Song los und zieht sich durch das gesamte Album. "Until Nothing Remains" bricht einen auf und zündet wie es der Name der Band verheißt. Selbst gegen Ende verlieren sie nicht an Kraft. "Far From Over" - als eines von vielen Beispielen - gewinnt daran. Tempo, keine Gesangsparts, pures nach vorne Gepresche. Mit dem Kopf durch die Wand. Bei BOYSETSFIRE reichen da Akkorde und eine Stimme.

Die alten Muster zwischen Shouten und Singen stimmen aber nach wie vor und sind durch den zusätzlichen Gewinn auf der Shoutkraftseite nur noch extremer und somit konträrer und aufrüttelnder geworden. "Let It Bleed" schwankt zwischen diesen Polen und sorgt dafür, dass es keinen Moment langweilig wird. "Altar Of God" schafft das sogar auf einer beachtlichen Länge von fast fünf Minuten. Eine Ballade wie "My Life In The Knife Trade" welches auf keinem Emomixtape fehlen durfte, wird man auf "While A Nations Sleeps" vergeblich suchen. Das Vorgängeralbum "The Misery Index: Notes From The Plague Years" wirkt gegen das neue eher weich. Relativ. "Prey" dreht einem zum Abschluss nochmal so richtig schön das Herz raus wie einen kariösen Zahn. Ohne Betäubung versteht sich. Heartcore. Wunderbar! Doch die Entschuldigung folgt im Ausklang.

Kritische Statements gibt es zwischen den Songs als Einspieler von Reden verschiedenster Herkunft. Und sonst geht es um alles, was das Leben so bewegt. BOYSETSFIRE sagen dazu gerne, dass sie das sehr auf ihren Namen beziehen. Sie möchten die Feuer dort entfachen, wo es Not tut. Bei den Emotionen, im Kopf, im Herz. Zum Handeln bewegen? Vermutlich auch das. BOYSETSFIRE leben vor, wie sie sich das "Gemeinsam" vorstellen. Jedes einzelne Konzert ist eine solche Veranstaltung, die Band rettet Jugendheime, stellt ihr Merch selbstredend fair her. Wo ist der Thron? Sieben Jahre waren eine lange Zeit und die Szene braucht mehr eben solcher Bands. Dringend. Vielleicht können BOYSETSFIRE das Feuer, welches sie mit dem neuen Album entfacht haben doch verteilen. Einen solchen Flächenbrand sähe man doch gerne. Danke, dass es solche Musik, solche Bands noch gibt!

Trackliste:

01. Until Nothing Remains
02. Closure
03. Heads Will Roll
04. Phone Call
05. Everything Went Black
06. Save Youself
07. Reason To Believe
08. Far From Over
09. Let It Bleed
10. Never Said
11. Wolves Of Babylon
12. Altar Of God
13. Prey

Autor

Bild Autor

Jule

Autoren Bio

wäre gern teil einer postfeministischen emopunkband/ verbalprimatin/ kuchenveganerin/ ich kann mir keine songtitel merken, selbst die meiner lieblingssongs vergesse ich.../ ich bin nicht betrunken, ich bin immer so/ fraujule.blogspot.de