Es lebe der schrundige Garagen-Sound. Chris Colohan, Sigmund Freud zitierende Rotzbremse from hell, ist zurück. Wobei er nach dem Split der grandiosen Höllenhunde CURSED ja eigentlich nie wirklich weg war. BURNING LOVE jedenfalls klingen so als hätten THE BRONX im durchschwitzten Proberaum und auf der Bühne gut aufgepasst, im Studio hingegen nicht. Und das ist verdammt gut so. „Got a burning love, and I’m burning up inside. I got dirty blood, dirty feelings I can’t hide.“ Das kann ja heiter werden.
Wenn CURSED der schwarzstrahlende Todesengel waren, der weiße Unterbauch von Punk, Hardcore, Metal, Sludge und intelligentem Krach, dann sind BURNING LOVE die entfesselt-rohe Kneipenschlägerei am Morgen danach. Der moderne Mensch hat ohnehin so viele Leichen im Keller. Da kann er ihnen auch tiefgehend schöne Name geben und ihnen die Gesichter aufhübschen. Mit Dreck, Talg, Blut und gemäßigtem Wahnsinn. Dass Colohan immer schon eine Schwäche hatte für die Unmittelbarkeit, das Rohe, das Niederträchtige, das Hardcore einmal ausmachte, ist ja hinlänglich bekannt. Dass man ihn im Kontext von BURNING LOVE (herrlich ist in diesem Zusammenhang der Blogeintrag der Band, der sich mit dem Phänomen „Bandnamen in heutiger Zeit“ auseinandersetzt) endlich mal einigermaßen gut verstehen kann, wenn sein angesäuertes, fiebrig-aufgebrachtes, Schweinerock bewehrtes Organ über der Menschheit nieder geht, ist allerdings ein klarer Zugewinn. Aber machen wir uns nichts vor: Innovation findet hier nicht statt. Warum auch? Das Amalgam aus High-Energy-Hardcore-Punk-Rock-n-Roll, krachledernen Riffs, dreckigem Gegniedel und Chris Colohans herrlich sezierenden Texten dürfte nichtsdestotrotz all jene in den Club zerren (riecht ganz schön nach Pisse hier), denen THE BRONX nach ihrem Debüt nicht mehr räudig genug waren. Chris Colohan sitzt derweil, die Beine besonnen übereinandergeschlagen, die Stirn hochkonzentriert in Falten in der Zwischenhölle und ritzt lustige Muster in die Totenschädel irgendwelcher zu früh verstorbener Pseudo-Rocker. Da lach ich doch drüber, denkt sich der Chris.
Und das geht so: 'Don’t Ever Change' wühlt sich zu gleichen Teilen durch Eingängigkeit, lodernde Atmosphäre und flirrendes Gitarrenrodeo. 'Gain' ist jene Form von rohem, fleischigem Groove-Batzen mit subtiler Melodik, den THE BRONX nicht mehr schreiben können. 'Alien vs. Creditor' verfügt gar über so etwas wie eine erinnerungswürdige Hook, 'Money Shots' ist die perfekte fäustereckende Hymne wider anatomisch korrigierte Plastikbratzen, allerdings – und hier ist sie wieder, die typische Colohan’sche Reibung – nicht gegen das Adult-Genre an sich. „Welcome to hell. All hole , no glory.“ Verdichtet auf anderthalb Minuten. Den Rest darf gerne jeder für sich selbst diskursiv durchdringen. Unmittelbar, rotzig, und auf Drei geht’s los. BURNING LOVE als Band sind zumindest ein klares Statement gegen den Pro Tools-Schönheitswahn einer immer nur oberflächlich nihilistischer werdenden Musikwelt. 13 steps to nowhere…Euch kaufen wir das umgehend ab.
Tracklist:
01: Destroyer of Worlds
02: Don’t Ever Change
03: Memento Mori
04: Gain
05: Curse Breaker
06: Miserable Sound
07: High Speed Wire
08: Alien Vs. Creditor
09: Money Shots
10: Morning After Party
11: Piano
12: The Needle
13: Burning Love