Der Fluch des zweiten Albums ist kein Mythos. Entweder können die meisten Bands dem ausgesetzten Druck nicht standhalten und stagnieren an Ideenlosigkeit oder sie wagen kreative Experimente, die ihnen die Stammhörer rauben. Im Falle von BUT WE TRY IT traf jedoch keines der genannten Szenarien zu - ihnen kollabierte kurz vor der Veröffentlichung des zweiten Albums die Plattenfirma.
Für jede Band ist es ein Horrorerlebnis, wenn diese sehnsüchtig den Release ihrer hart erarbeiteten Platte herbeisehnt und plötzlich ohne Label da steht. Auch für BUT WE TRY IT sicherlich ein Umstand, den man gerne vermieden hätte. Dass „A Twisted Sanctuary" dennoch mit einiger Verspätung das Licht der Welt erblickt, ist nicht nur einem neuen Label-Partner, sondern vor allem der Qualität des Zweitlings zu verdanken.
BUT WE TRY IT gehören zu der Riege von melodischen Death Metal Bands, deren Wurzeln hörbar im Metalcore liegen. Trieben sich die Wuppertaler auf ihrer 2008 erschienen EP noch in den Fahrwässern von Bands wie frühen NEAERA oder UNERATH herum, ging es auf dem Debüt-Album „Dead Lights“ bereits deutlicher in die melodische Todesschiene. Auch „A Twisted Sanctuary" führt diese Entwicklung fort, birgt aber immer noch musikalische Zeichen der Vergangenheit.
Was zu Beginn auffällt, ist die enorme Steigerung im Songwriting. BUT WE TRY IT bewegen sich auf den zehn Songs deutlich leichtfüssiger und zielsicherer, als noch auf ihrem Vorgänger. Ganz besonders die beiden Saiten-Akrobaten Marxcors und Ballreich spielen auf einem hohen, technischen Niveau, welches sie eindrucksvoll, aber immer wohldosiert in die Songs einbauen. Auch Frontröhre Jörn Preidt zeigt, dass er mittlerweile über eine große Stimmvariabilität verfügt und nicht nur tiefe Growls in sein Mikro brüllen kann. Durch die Neueingliederung elektronischer Elemente erinnert der melodische Death Metal von BUT WE TRY IT in den überwiegend guten Phasen an eine Mischung aus DEADLOCK und frühen DARK TRANQULITY.
Ab und an wirken die Wuppertaler aber auch ein wenig zu „Hook-orierntiert“ und bemüht. Auch bei der schon recht poppigen Nummer „Through The Peril“ wollen die klinischen Soundspielereien nicht so recht zum sonst so ausgeglichenen Gesamtkonzept des Albums passen.
Dennoch ist „A Twisted Sanctuary" ein Death Metal Album voll gesunder Abwechslung und wieder ein Beweis, dass es keineswegs an fähigem Metalnachwuchs mangelt.
Trackliste:
1. Iron Reign
2. Through The Peril
3. Lose Control
4. Pretender To Your Throne
5. Promises
6. The Remedy
7. A Loss Of Hope
8. Detachment
9. Contemporary Delusions
10. A Twisted Sanctuary