Hass, Wut, manchmal auch ein bisschen Zorn: CABAL drehen auf ihrem zweiten Album wieder alle Regler auf böse und lassen dabei Härte zum Selbstzweck verkommen.
Drei Sekunden verzerrtes Feedback. Diese eröffnenden drei Sekunden sind die ruhigsten auf „Drag Me Down", denn danach bricht mit „Gift Givers“ das erste Mal die Hölle los. Blastbeats, Slam-Metal-Groove und ultradicke Breakdowns wechseln sich beständig ab und versuchen sich dabei jedes Mal gegenseitig in Sachen Bösartigkeit zu übertrumpfen. In einem zumindest angedeuteten halbmelodischen Chorus wechselt Sänger Andreas Paarup von Death-Metal-Grunze zu Halb-Sprech-Sing-Grunze, was in etwa so befremdlich klingt, wie es sich liest. Im Kontrast dazu versucht der Titelsong mit langsamem Tempo und verschleppten Djent-Riffs, eine Doom-artige Atmosphäre zu schaffen – und scheitert. Weder Fiedhofschor noch die Unterstützung durch POLARIS-Frontmann JAMIE HAIL können das ändern. Zu gewollt böse, zu betont abgründig klingt das alles. „It Haunts Me“ treibt das Spiel mit unfreiwillig komisch klingenden Horror-Geigen dann vollends auf die Spitze. Überhaupt wirkt die ganze Melange aus Technical Death Metal, Black-Metal-Anleihen, Djent, Hard- und Grindcore oft wenig stimmig und meistens over the top. Daran vermag nicht mal Matt Heafy (TRIVIUM) etwas zu ändern, der „Bitter Friend“ zu allem Überfluss auch noch einen merkwürdig anmutenden New-Metal-Touch verleiht. Nur in ausgesuchten Momenten schaffen die Dänen es, eine wirklich bedrohliche Atmosphäre aufzubauen. Wie in „Tongues“, welches dann sogar ein wenig an die Hexenmeister von PHANTOM WINTER erinnert. Darüber hinaus reiht sich aber nur Breakdown an Moshpart an Breakdown und alles ist einfach so unfassbar böse, man hält es nicht aus. Die glasklare und fette Produktion ist dabei auch nicht zuträglich: Zu steril und differenziert klingt das Ergebnis, man wünscht sich geradezu etwas Schmutz und Dreck im Klang herbei. Stattdessen wurden die vermutlich achtsaitigen Gitarren in eine abgründige Tiefe gestimmt und der Rest entsprechend aufgeblasen. Das sorgt auf der einen Seite zwar für den nötigen Druck, aber nachdem einen die Apokalypse zehnmal nacheinander überrollt hat, spürt man im Grunde gar nichts mehr, der Abnutzungseffekt ist also entsprechend hoch.
Kompromisslose Härte oder mit dem Kopf durch die Stahlwand? CABAL gelingt es auf „Drag Me Down“ nicht, ihre Vision von abgründigem Extremsound verlustfrei zum Hörer zu transportieren, weil sie oft zu viel wollen.