Trittbrettfahren aus Überzeugung: Auf den Skatedecks von CATAPULTS kleben auch die Namen deiner Lieblingsbands. Die Tricks haben sie sich von den großen abgeguckt, ihren Stil definieren sie aber bitte schön ganz für sich selbst. Emopunk mit Anlauf ins Herz.
Da sitzen wir wieder und halten das Debüt einer jungen, deutschen Band in der Hand, auf dem die Nahtstellen von Emo und Punk so passgenau zusammengelötet wurden, dass man nur staunen kann (der Kenner liest sowieso nur Uncle M auf dem Backcover und greift blind zu). Erstaunlich deshalb, weil CATAPULTS beileibe nicht die ersten sind, die auf die Idee kommen, melancholische Gitarren mit Punk-Drive zu kombinieren, am Ende aber doch angenehm eigenständig und frisch klingen. Natürlich zeigen sich die Oldenburger deutlich hörbar von SPANISH LOVE SONGS beeinflusst, diese gelten aber erstens völlig zurecht als absolute Referenzband und sind zweitens auch mehr Väter im Geiste als stumpfe Vorlage. Am deutlichsten wird das im verträumten Aufwärmer „I’ll Be Honest“, der sich über zwei Minuten Zeit nimmt, die Stimmungslage aufzubauen, die „If You Don’t Matter, Nothing Does“ im Anschluss direkt zum Hit macht. Die perfekt zündende Hookline sorgt für einen ersten Anflug von Gänsehaut, der Chorus für den ersten Ohrwurm. Bitte, danke. Überhaupt, diese Stimme: Sänger Joost Rademacher schafft es, auf eigentümliche Weise gleichzeitig zu tief und zu hoch zu klingen, was sich merkwürdig liest, aber gut anhört und wesentlich zum eigenständigen Klangbild beiträgt. Und wer solche Melodien wie in „Everything (I Wish I Could Claim To Be)“ zaubert, hat sowieso Recht. Das gilt aber auch für die Gitarren, die sich selten zwischen satten Powerchords und melodischen Leads entscheiden können und deshalb einfach beides auf sehr hohem Niveau liefern. „Vacancy“ singt davon ein Lied, ebenso wie „Routines & Habits“. Für Fans von straighterem Skatepunk (Melodycore schimpft das zurecht niemand mehr) steht „Thanks, I Hate It“ bereit oder auch „Nothing’s Changed“, das durch den Gastbeitrag von Hilmar Duin (WHITE CRANES; PS: Album, bitte!) hintenraus noch einen schönen Dreh in Richtung Emo spendiert bekommt. Natürlich ist ein Debütalbum selten frei von kleinen Durchhängern, auf „I’ll Be Honest“ halten sich die Momente, die nicht so recht zünden wollen („Newfound Home“, „Talking To Myself“), aber in Grenzen. Die sehr persönlichen und reflektierten Texte sind dafür durchgängig hervorragend und oft gut pointiert. In den allerbesten Momenten kommen dann alle Stärken zusammen und bilden ein absolutes Highlight, das sich in diesem Fall „Open The Blinds“ schimpft und sich stilbewusst ganz am Schluss findet: Spannungsaufbau, Chöre, Solos und eine der schönsten Hooklines des Albums formen diesen Emopunkhit erster Güte, der seinen Platz auf den Mixtapes des Sommers sicher hat. Spätestens hier haben sich CATAPULTS in dein Herz geschossen.