Das Berliner Rockduo CHAOS COMMUTE, dessen eine Hälfte unser hauseigener Camilo bildet, veröffentlicht just dieser Tage seine zweite EP "Mirror". Und dazu kann man sie nur beglückwünschen, denn das für eine Indie-Band auffällig druckvoll produzierte Teil hinterlässt auf Anhieb einen guten Eindruck.
Die musikalische Grundlage für die vornehmlich gesellschaftskritischen, teilweise persönlich anmutenden Texte bildet straighter Alternative Rock. Dieser erinnert in seiner Rifflastigkeit spontan an die etwas härteren Nummern von BIFFY CLYRO, schielt je nach Song aber auch ganz barrierefrei in andere Richtungen. So haben der Titeltrack und "We Bribe Our Gods To Feed The Herd" ein bisschen was von den BEATSTEAKS, was sicherlich auch an Camilos sympathisch angerauter Reibeisenstimme und dem Händchen der Band für eingängige, mitunter hymnische Refrains liegt.
Während der Opener "Where Is The Next Bus Stop?" die Sau post-punkig vor sich hertreibt, liebäugelt am anderen Ende der EP "All Your Life" mit dem Pop-Punk der ausgehenden 90er, allerdings ohne dabei in die Peinlichkeiten mancher damaliger Protagonisten abzurutschen. "Falling Apart" gibt sich vergleichsweise düster und etwas sperriger als der Rest des Materials, "Get Out" wiederum versprüht lässige Wüstenromantik; ist da grade ein Hirsch mit Josh Homme auf der Motorhaube vorbei gefahren?
CHAOS COMMUTE haben hier alles in allem eine runde EP abgeliefert, an der es wenig zu bemängeln gibt. Hier und da ist der Gesang etwas zu vordergründig abgemischt und an ganz wenigen Stellen vielleicht auch leicht schief, das ist aber gut verschmerzbar. Manche Einflüsse der Musiker sind zwar offenkundig, allerdings auch so gut ins Gesamtbild integriert, dass man CHAOS COMMUTE die eigene Identität kaum absprechen kann. Freunde ehrlicher, eingängiger Rockmusik mit Schlenkern in Richtung Punk und Stoner sollten hier unbedingt mal ein Ohr riskieren.