Plattenkritik

COMEBACK KID - Outsider

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Info

Release Date: 08.09.2017
Datum Review: 10.09.2017
Format: CD

Tracklist

 

01 - Outsider
02 - Surrender Control
03 - Absolute
04 - Hell Of A Scene
05 - Somewhere, Somehow
06 - Consumed the Vision
07 - I'll Be That
08 - Outrage (Fresh Face, Stale Cause)
09 - Blindspot
10 - Livid, I'm Prime
11 - Recover
12 - Throw That Stone
13 - Moment In Time

Band Mitglieder

 

Amdrew Neufeld - vocals
Stu Ross - guitars
Jeremy Hiebert - guitars
Ron Friesen - bass
Jesse Labovitz - drums

COMEBACK KID - Outsider

 

 

Leck mich am... – wenn das nicht fett und gelungen ist, dann weiß ich auch nicht. Wer da nicht vor Begeisterungsstürmen in die Hände klatscht und sich wenigstens bei der Gesichtsfaust ‚Absolute‘ die Augenbrauen mit einer Kneifzange, vor Endorphin-Überschuss, zupft, der hat einfach keine Ahnung und soll Tim Bendzko hören gehen. ‚Hell of a Scene‘ – hä? "Bambambam" und dann SUM41 Pop-Punk? Egal, ist super – Hallo moshpit, gefolgt von Arm in Arm mit erhobenem Zeigefinger in die Luft springen!

Aber first things first:

COMEBACK KID gehen seit 2003 extrem steil. ‚Die Tonight‘ („Turn It Around“)– unsere Hymne, wenn es abends auf die Piste ging, „Wake the Dead“ lief auf Dauer-Rotation im Tourbus, mit „Broadcasting…“ überlebte die Band – als eine von wenigen – einen Sängerwechsel. Aber Andrew hat es super gemacht und alle Kritiker (hoffentlich) spätestens mit dem Ausnahmewerk „Symptoms + Cures“ überzeugt. Die Live-Platte lass ich an dieser Stelle mal raus – live erlebt man live und nicht auf CD; und wenn, dann bitte mit DVD (Randnotiz). „Die Knowing“ ging an mir vorbei – kann ich gar nichts zu sagen. Aber nun „Outsider“ und der Opener macht für mich die Marschrichtung (eigentlich) klar: CBK – pit, gang shouts, "angepisst“, aber mit intelligentem Songwriting. ‚Surrender Control‘ – die Pausen mit dem fortlaufenden Schlagzeug-Beat und dem großartigen Refrain: Wer singt da nicht sofort mit und pogt mit dem Schreibtisch-Stuhl? Eben: Nixwisser. Das Ding schiebt und erinnert an einen meiner all-time-faves: ‚Do Yourself A Favor‘ - doch statt halftime gibt es hier thrash-Attacke und 2-step ins Gesicht. Fett! Dann besagter ‚Absolute‘ – dick, dicker, "absolute" am dicksten!! Thrash, dann wieder ein typischer CBK-Gitarren-Move: Oktave, None, dann oktavierte Dur-Terz und Tredezime – oder einfach: Chic! Ohne das würde mir was fehlen. ‚Hell of a Scene‘ – zuerst hatte ich Angst, man macht nun auf A DAY TO REMEMBER, aber der Querverweis an die kanadischen Kollegen ist OK. HC-Punk mit moderner Attitüde und ohne den Po-Mammon anderer Bands, die – vollkommen OK – eben eher in die Richtung Radio schielen. ‚Somewhere, Somehow‘ – das ist HC, das ist Attitüde, das ist verdammt nochmal ein fantastischer Song mit einem hymnenhaften Refrain. Das muss man erstmal nachmachen. Klar, schon mal gehört, aber es funktioniert. Es drückt, es verrät nicht und ist dennoch der nächstlogische Schritt. Alle die motzen sollen erstmal solche Songs vorlegen. Bitte: …aha, was zu erwarten war! Können CBK meine Büro-Pirouetten aufrechterhalten? ‚Consumed the Vision‘ ist eine Mischung aus GREEN DAY und 80er Jahre Vibrato im Refrain. Ich komme ins Stocken. Nochmal anhören: Doch, geht ins Ohr. Es grooved, es ist eben nicht so wirklich typisch. Bedeutet? Gut: Brich mit meinen Erwartungen und lass mich aufhorchen (mach aber kein Rock-Vibrato mehr!). ‚I‘ll Be That‘ klingt nach der Walze ‚You´re Not My God‘ von HATESQUAD, bleibt aber nicht so. CBK nutzen die Trashelemente sehr geschickt. Immer wenn man das Gefühl hat man ginge in die „ich schlachte das money-riff aus“ THROWDOWN-Richtung, dann kriegen die Kanadier die Kurve und überzeugen mit einer arschgeilen Hookline und einem Breakdown zu dem ich meinen Stuhl aus dem Fenster und mein Shirt meinem Pappaufsteller von Bruce Willis entgegenwerfen möchte.

‚Outrage (Fresh Face, Stale Cause)‘ – ich werfe nichts, ich höre. Anfang zackig, aber nun nicht der Überraschungshit. Der „ooooh“-Refrain…nee, das hätte auch anders gekonnt. Ist n Live-Song, ein „ich hol mir ein Bier“-Lied, das Spaß macht, weil das Riff ab 01:39 in die Metal-Richtung geht. ‚Blindspot‘ – oldschool mit poppigem yelling-Refrain. Gut gemacht, facettenreich, löst die Angst auf, dass es nun hauptsächlich metallisch weitergeht. Der middle eight ist ein bisschen entspannend. So Cabrio-Dach runter und kurz in der 30er Zone auf 50 runter. ‚Livid, I´m Prime‘ – irgendwie hör ich da den Humor der BEASTIE BOYS – wieso? Keine Ahnung. Die 01:48 pures Gekotze sind live bestimmt genial, aber nach den starken Nummern vorab, eher Mittelmaß. ‚Recover‘ bedient sich derselben melodiösen Formel wie bereits gehörtes. Ja, ist OK, keinesfalls schlecht. Aber nun ist das Überraschungsmoment auch weggefrühstückt. Wenn auch der Refrain bestimmt lauthals mitgesungen werden wird. Ist ja auch chic, nur etwas eher, hätte mich das mehr umgehauen. ‚Throw That Stone‘ – man ist wieder wütend! Bruce Willis-Pappkopie wird nun endgültig die Treppe runtergeschubst (drei Mal!) und der Rezensent schmeißt sich bei Minute 01:05 hinterher – nicht neu, aber immer wieder großes Kino. ‚Moment in Time‘ – eine Ballade, wagt man es? Das ist doch NORTHCOTE? Jawollja, der kanadische CHUCK RAGAN, wie manche sagen. Ist an sich nix Neues der Song und bis auf das Feature so aufregend, wie ein lauwarmer Banana-Split, aber Hölle und Teufel, da hat man doch als Zuhörer wieder eine Überraschung, das ist der Lachs am Schwanz gepackt!

Also, unter´m berühmte Strich sind COMEBACK KID, nach EVERY TIME I DIE, für mich nach wie vor eine der Bands, warum ich nicht vollständig auf andere Musik umgestiegen bin oder nur noch Klassiker höre. Während alle versuchen so zu klingen, wie das Shirt der Band vorher aussieht (gaaaaanz langsam und mit 3.000 Gitarren-Saiten alle in Furz-Moll gestimmt) versuchen COMEBACK KID ihre alten Fans zu behalten, sich selbst herauszufordern und neue Anhänger zu generieren. Selten, dass eine Platte derart den live-Budenzauber vorwegnimmt. Eine grandiose Konstante, diese Band, wenn auch auf dieser Platte eher der Groove die Oberhand hat und Andrew noch schlimmer danach klingt als hätte man ihm ins Müsli gepupst. Aber bitte, solange solche Platten dabei herauskommen, sind Bruce und ich durchaus mit faulig schmeckenden Müslis anderer und eigenen Blessuren zufrieden.

Autor

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Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.