Plattenkritik

Caleya - Split mit THE HIRSCH EFFEKT

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Release Date: 26.11.2010
Datum Review: 02.12.2010

Caleya - Split mit THE HIRSCH EFFEKT

 

 

Apogæum/Perigæum

Ein Zeichen von Freundschaft, ein Zeichen gegenseitiger Anerkennung, ein Zeichen von Begeisterung: THE HIRSCH EFFEKT und CALEYA veröffentlichen mit "Apogæum/Perigæum" eine Split-EP. Als Format wurde eine 10"-Vinyl gewählt, limitiert auf 500 (100 in rot) Exemplare.

Es beginnen THE HIRSCH EFFEKT mit "Perigæum". Hinter ihnen liegt ein Debüt, was gespalten hat. Die einen liebten es, die anderen hassten es. "Musik für Musikstudenten" wurde gesagt, und hier knüpfen die Lieder der Split an. Die gebotene Kost ist grundsätzlich bekannt, alle drei Lieder befinden sich bereits auf "Holon:Hiberno". Leichter wird sie jedoch nicht, den anstelle von elektrischen Spielereien und Gitarre tritt ein Orchester. Disharmonie weicht Harmonie, getragen von atemberaubenden musikalischen Fähigkeiten. "Lentevelt", "Arcanum" und "Hiberno" wurden auf diese Art und Weise eingespielt. Im Zuge der Neukomponierung wurden die Songs streckenweise etwas gekürzt. Wer das erste mal mit THE HIRSCH EFFEKT in Berührung kommt wird dies nicht merken, wirken die Lieder doch wie geschaffen für dieses Arrangement. Wer "Holon:Hiberno" bereits kennt, den befällt jedoch stellenweise ein Gefühl der Zerissenheit. Der Kopf ist von den Arragements der Songs begeistert, doch das mitschwingende Gefühl des Albums will sich nicht einstellen. Die vom Klang sehr eigene Stimme, welche auf "Holon:Hiberno" eine verzweifelte, gar wütende Stimmung erzeugte, kann sich nicht recht in die sanften Klänge einfinden, eckt an, geht verloren.

Doch darum geht es hier nicht, es geht um das Experiment, darum Grenzen zu überwinden. Eindrucksvoll, wie THE HIRSCH EFFEKT dieses auf ein neues gelingt. Sie nehmen einen an die Hand und zeigen einen intimen Einblick in ihre Stücke.

Auf "Apogæum", der Seite von CALEYA, befindet sich lediglich ein Song. Viel könnte man über "Amygdala" erzählen. Konsequent haben die Hamburger weitergeführt, was sie auf "These waves will carry us home" begonnen haben. Man könnte davon erzählen, wie der Neun-Minüter druckvoll nach vorne peitscht, der Gesang bellt wie ein angeschossener Wolf und die Gitarren sich streiten wie zwei Winde, die aufeinanderprallen. Man könnte erwähnen, das Songzeilen wie "Und die Träume brennen bereits lichterloh" über einen hereinbrechen, der Text einen gefangen nimmt. Man könnte erwähnen, das CALEYA es sperrig mögen, ausufernd, und sie sich Zeit nehmen um all das zu sagen, was raus muss.

Aber all das ist unwichtig. Was man sagen muss: "Amygdala" trägt etwas in sich, berührt, bewegt, spricht einen an. Hinterlässt ein Gefühl in einem, was nicht viele Lieder schaffen. Ist ein Lieblingslied, ein Begleiter.

"Apogæum" und "Perigæum" stehen für zwei Punkte in der Umlaufbahn des Mondes um die Erde: den nähesten und den am weitesten entfernten. Ein passender Name, so weit wie die beiden Punkte liegt auch das Gefühl der beiden Split-Hälften auseinander.

Beide Hälften bergen hierbei ein besonderes Gefühl. THE HIRSCH EFFEKT haben drei ihrer Lieder für ein kleines Kammerorchester umkomponiert. Dies fasziniert, weiß zu gefallen, und ist musikalisch über jeden Zweifel erhaben. Doch leider fehlt am Ende das Gefühl, welches "Holon:Hiberno" transportierte. Doch die authentische Experimentierfreudigkeit steigert die Vorfreude auf kommendes. Diese Vorfreude schüren auch CALEYA, veröffentlichen sie doch mit "Amygdala" einen in sich geschlossenen Song, der auf seiner vollen Länge zu begeistern weiß. Der Song beisst sich fest, die düstere Atmosphäre fesselt. Ein Ausrufezeichen.

Die Split von THE HIRSCH EFFEKT und CALEYA ist ein Abenteuer, was man eingehen sollte. Hier werden Grenzen ausgelotet, ohne Angst überschritten. Wer sich darauf einlassen kann, der wird belohnt, erfährt ein seltenes Gefühl.


Tracklist:
1. Arcanum (The Hirsch Effekt)
2. Lentevelt (The Hirsch Effekt)
3. Hiberno (The Hirsch Effekt)
4. Amygdama (Caleya)

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Torsten H.

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