Bewaffnet mit harmloser Tierliebe bekämpft man in Ontario lästige Zimperlichkeiten: Vor zwei Jahren waren es noch Bären und verbliebene Gebeine, denen Liam Cormier und seine blutsaugenden Mitstreiter wütend ans Bein pissten – nun stehen unter anderem misstrauische Gossennager aka. Mitmenschen auf dem Speiseplan der Kanadier. Diese werden wohl umgehend nach den sechs Albumreleaseshows (innerhalb eines Tages versteht sich) persönlich in der Hölle abgegeben, wo sich Beelzebub schon ausgetrocknet die Finger reibt.
Abrechnung und Tollwut, verpackt in achtunddreißig Minuten gefletschte Zähne. So drückt sich „Dead Set On Living“ – das vierte Album der CANCER BATS – ohne vorlautes Schweißvergießen vor Floskeln wie „Hardcore“, „Metal“ und „(Südstaaten-)Rockmusik“. Mit den massivsten Riffs ausgestattet, die auf Erden überhaupt noch zu vergeben waren, möchten „Road Sick“ oder das maternd eröffnende „R.A.T.S“ auch gar keine Kompromisse vorschlagen: Markant faucht und keift Cormier und beschwört ihn hinauf, den „special place in hell for motherfuckers like you“. Man schenke ihm lieber Glauben und mindestens eines seiner Ohren. Denn auch „Breath Armageddon“ mit seinem Endzeitchorus oder das auffallend sludgige „The Void“ klingen nicht so, als wäre die Band aus Toronto zum Spaß und Scherze klopfen aufgestanden.
„Dead Set On Living“ lebt von geballtem Druck, fetter und trotzdem nicht aufgesetzter Produktion und dem lückenlosen Zusammenspiel von Frontmann Liam, Drummer Mike Peters, Gitarrist Scott Middleton und Bassmann Jaye Schwarzer, welches die CANCER BATS über die Jahre in Bestform shapen konnten. Passendere Gäste als DEVILDRIVER´s Dez Fafara oder SACRIFICE-Gitarrist Rob Urbinati hätten sich in den Guestspot-Lücken gar nicht einnisten können - „Bastards!“ tritt wild metallisch um sich, das vorausgeschickte „Old Blood“ verbindet mit fester Schweißnaht stählerne Fragmente, die die CANCER BATS seit „Grenades“ oder „Bastard´s Waltz“ mühevoll aufsammelten.
„Dead Set On Living“ geizt sicher nicht mit Selbstbewusstsein. Dafür entgleitet innerhalb der elf Songs manchmal die Spielgeschwindigkeit als auch die Souveränität, was allerdings auf die logische und gebilligte Festigung des BATS´schen Sounds geschoben werden kann. „Lahme“ oder „kraftlose“ Momente wird man von „R.A.T.S“ bis „New World Alliance“ vergeblich suchen. Eindeutige Anzeichen von überschwänglicher Tierliebe hingegen fehlen gleichermaßen.
Jedem Vierbeiner könnte Liam Cormier wohl solo und unmikrofoniert das Gehör wegsprengen. In Echt will er aber bloß spielen.
Zu gern auch sechs Releaseshows an einem einzigen Tag.
Trackliste:
01. R.A.T.S
02. Bricks And Mortar
03. Road Sick
04. Breathe Armageddon
05. Dead Set On Living
06. The Void
07. Old Blood
08. Drunken Physics
09. Bastards
10. Rally The Wicked
11. New World Alliance