Anstatt den Ozean vor der Tür bloß zum Surfen und Mädels rumkriegen zu missbrauchen, räumen CANTERBURY den Stränden ihrer Heimat künstlerische Inspiration ein. Damit tun es die Alternativerocker aus dem Süden Englands sicher nicht der Mehrheit ihrer Überseekollegen gleich - für erstgenannte Zwecke eignet sich "Dark Days" in der Summe aber nicht weniger gut.
Das dritte Album der Band stellt nicht bloss die Premiere für Neuschlagzeuger Chris Velissarides dar, auch haben die Herren aus Farnham, Surrey fuer "Dark Days" alle Hausaufgaben bewältigen können, die ihnen von WE ARE THE OCEAN oder 30 SECONDS TO MARS aufgetragen wurden: Feilt an Euren Refrains, bis sie wie Kletten an den Menschen kleben. Achtet bei den Aufnahmen auf kleine Details und Dynamik. Und: Verleibt den Songs Lebendigkeit und Wärme ein. So braucht ihr kein Rad neu zu erfinden und seid niemandem ein Alibi schuldig!
"Keep It Moving" befolgt alle Ratschläge, schwurbelt sich in den Strophen durch Nebelschwadenriffs und melancholische Harmonien an die Oberfläche und breitet alle verfügbaren Arme erst im Chorus aus. Ebenso "All My Life": Bereits an dritter Stelle der Platte fahren CANTERBURY rechts rüber und geniessen lieber, anstatt aufgeregt durch die Gegend zu fuchteln. Als Ergebnis belohnt eine massive, schon fast kitschige Hookline, die "Satellite" im Anschluss noch Schatten spenden kann. "Dark Days" klingt dank Produktion und seiner Vorliebe für Kopfstimme mehr nach Wolldecke als nach losgelassener Feierlaune, dafür kommen Luke Prebble, James Pipe und Mike Sparks neben Velissarides auffällig oft mit der gehobenen Hand zum Abklatschen vorbei.
"By The Trail" laesst wiederholt in der Hosentasche kramen, ob neben Smartphone und Autoschlüssel nicht doch auch ein einfaches Feuerzeug zu finden ist. Spätestens hier bitten CANTERBURY alle kreischenden Girls einen Moment inne zu halten, um die zahlreichen Stimmungen, die die elf Songs transportieren nicht achtlos über einen Kamm zu scheren. Wo und wann "Dark Days" mit seinem düsteren Titel, einer Vielzahl Hymnen mit gesundem Hang zum Pop und den abschließenden"youth gone wild"-Chören zu "Going Nowhere" am besten zum Einsatz kommt, wollen die Briten niemandem vorschreiben. So ein Tag am Meer soll ja inspirierend sein...
Trackliste:
01. Expensive Imitation
02. Keep It Moving
03. All My Life
04. Satellite
05. Hold Your Own
06. Think It Over
07. By The Trail
08. Elephant
09. Run From A Gun
10. Out From The Cold
11. Going Nowhere