Plattenkritik

Celeste - Misanthrope(s)

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Release Date: 12.06.2009
Datum Review: 22.06.2009

Celeste - Misanthrope(s)

 

 

Es gibt Welten, die sind so dunkel, dass man sich fast scheut, sie auch nur mit einem Fuß zu betreten. Dabei verhält es sich aber meist, wie mit einem Unfall. Das, was man sieht, ist ekelerregend, traurig und abstoßend aber auch wahnsinnig faszinierend und anziehend zugleich. Im Endeffekt schaut man also doch hin und genau so ist es mit der Welt von CELESTE. Die Jungs aus Frankreich sind spätestens seit ihrer Platte „Nihiliste(s)“, aber auch schon durch die „Pessimiste(s)“ dafür bekannt, mehr als nur düstere Welten allein durch musikalischen Druck aufzuzeichnen und das Kopfkino des Hörers in Abgründe zu führen, die man sich nicht in den schlimmsten Träumen ausmalen möchte. CELESTE legen noch einen drauf und veröffentlichen mit „Misanthrope(s)“ die logische Fortführung zu „Nihiliste(s)“. Und eins ist klar, die Welt der Franzosen ist keinen Deut besser geworden.

Gewöhnliche Alben beginnen ruhig, weisen den Hörer erst einmal ein, um dann richtig los zu legen. CELESTE haben das nicht nötig, denn „Misanthrope(s)“ beginnt ohne Vorwarnung, mit einem ordentlichen Schlag ins Gesicht. Kaum wurde die Platte eingelegt, wird man auch schon an die nächste Wand gefegt. Der Versuch, sich zu erholen bleibt erfolglos, denn der Druck, der hier gleich von der ersten Sekunde an ausgeübt wird, ist mehr als niederschmetternd. „Que Des Yeux Vides Et Seches“ besteht aus einer unüberwindbaren Soundwand, die mit absolut fiesem Geschrei einher geht. Die Wucht, mit der der Song daher kommt, ist fast unbeschreiblich. Kaum hat man den ersten Schock überstanden, geht es gleich weiter. CELESTE lassen ihren Hörern keine Chance auf Entspannung. Warum auch, sie haben genug zu erzählen, genug Hass gesammelt und mehr Aggressionspotential, als die meisten anderen Bands ihres Genres.

Dabei gehen CELESTE nicht, wie so viele, mit Geschwindigkeit vor. Man beachte einfach nur einmal die langsame Struktur bei „Comme Pour Leurrer Les Regards Et Cette Odeur De Cadavre“ oder auch „A Defaut De Te Jeter Sur Ta Progeniture“. Alles wirkt so unglaublich schleppend und bedrückend, sodass es einem fast die Luft zum Atmen nimmt. Dabei schafft man es aber immer noch, gerade so zu überleben und die neun Songs, die die Platte bietet, zu genießen. „Une Insomnie Avec Qui Tout Le Monde Voudrait Baiser“ gaukelt einem dann sogar so etwas wie eine melodische Struktur vor und fast fühlt man sich geneigt, sich in dieser zu verlieren. Ist man aber gerade bereit dazu, legen CELESTE noch einen drauf und werden menschenverachtender als je zuvor!

Wenn ich anfangs gesagt habe, dass „Misanthropes(s)“ die logische Fortsetzung von „Nihiliste(s)“ ist, dann war davon kein Wort gelogen. Die Songs auf der aktuellen Platte hören sich absolut genau so an, als hätte der Vorgänger aus dem letzten Jahr nie ein Ende genommen. Und genau das ist perfekt. „Nihiliste(s)“ war in sich ein mehr als stimmiges und perfektes Album, so dass sich CELESTE überhaupt nicht weiterentwickeln mussten. Von Langeweile ist dementsprechend keine Spur zu merken, denn das, was die Band hier erneut fabriziert hat, ist nihilistischer Sludge in seiner reinsten Form. Anders will man CELESTE nicht hören und wenn man der Band, die von sich selber erwartet, immer düsterer zu werden, glauben darf, wird man das auch nicht! Denn, wie sie weiterhin sagen, werden sie, wenn sie es einmal nicht mehr schaffen, einfach aufhören. Ich für meinen Teil hoffe, das wird in nächster Zeit nicht geschehen!

Neugierig? Dann hört euch die Songs auf Myspace an und als kleiner Tipp: Es gibt die Platte zum freien Download auf der Seite des Labels! Es lohnt sich!

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Alex G.

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