Plattenkritik

Celeste - Morte(s) Nee(s)

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Info

Release Date: 21.05.2010
Datum Review: 20.04.2010

Celeste - Morte(s) Nee(s)

 

 

Vor etwas mehr als einem Jahr stand das Statement im Raum, dass CELESTE versuchen werden, mit jedem Album böser, düsterer und intensiver zu werden. Sollten sie es einmal nicht mehr schaffen, würde die Band ad acta gelegt. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an das neue Album der Band aus Frankreich. Nun steht „Morte(s) Nee(s) in den Regalen der Plattenhändler und man darf gespannt sein, ob CELESTE ihrem Motto treu geblieben sind, oder doch nur um den heißen Brei herum geredet haben.

Um es vorweg zu nehmen: CELESTE enttäuschen nicht. „Morte(s) Nee(s) ist tatsächlich noch eine heftige Spur dunkler als sein direkter Vorgänger. Pate dafür steht alleine das verzweifelte und im Laufe der Zeit immer panischer werdende Frauengeschrei zum Anfang von „(S)“, einem Stück, welches im Mittelteil der Platte auftaucht. Aber sie sind auch vorher zu vernehmen, die tiefdunklen Töne, diese sperrige Atmosphäre, diese misanthrope Weltanschauung. CELESTE haben ein Image zu wahren und genau das schaffen sie mit ihrem aktuellen Album in bester Form. Klar ist, es verändert sich grundlegend nichts zu den alten Werken der Franzosen, aber genau das ist es eigentlich, was man von dieser Band erwartet – die konsequente Fortführung des letzten Albums.

Und so nimmt „Morte(s) Nee(s)“ seinen Lauf, beginnt genau so überraschend und brutal, wie man das hören möchte. CELESTE brauchen keinen Schnörkel um ihr Album zu beginnen. „Ces Belles De Rêve Aux Verres Embués“ knallt gleich zum Anfang mit einer mörderischen Kraft aus den Boxen, die einem erstmal den Denkapparat ordentlich auseinander nimmt und dann versetzt wieder zusammenfügt – wenn überhaupt. Was folgt ist der typische schleppende Rhythmus, das abartige, schwer verständliche und vor Hass nur so triefende Gekeife und eine Songstruktur, die einfach nur nach vorne geht. Das geht dann sogar so weit, dass das gesamte Album wie aus einem Guss wirkt und Übergänge zu den nächsten Songs kaum zu verzeichnen sind. So unbemerkt die Übergänge sind, umso offener zeigt sich der stetig steigende Härtegrad und die Intensivierung der Atmosphäre. Mit jedem Stück das voranschreitet ziehen CELESTE ihren Hörer immer weiter hinab in ihre dunkle Welt, zeigen einem oftmals Höhepunkte auf, so zum Beispiel „En Troupeau Des Louves En Trompe L´Oeil Des Agneaux" oder das bereits erwähnte, an Boshaftigkeit nicht mehr zu übertreffende, „(S)“. Den wahrhaftigen Höhepunkt hat sich die Band aber für den Schluss aufgehoben. Das 13-minütige „De Sorte Que Plus Jamais Un Instant Ne Soit Magique“ stellt so ziemlich alles bislang Gehörte in den Schatten, trumpft mit Geigen und Cello im Mittelpart auf und weiß sogar die ein oder andere ungewohnte, ruhige Stelle aufzuweisen. Der dunkle Charakter bleibt aber auch hier komplett erhalten und schließt „Morte(s) Nee(s)" gebührend ab. Danach darf man endlich den Schritt in die Erholung und die Verarbeitung der letzten Minuten wagen und muss einmal mehr den Kopf schütteln bei dem Gedanken daran, wie es eine Band schaffen kann, diverse Male das fast identische Album auf den Markt zu schmeißen und dabei dennoch derart überzeugen zu können.

Am Ende bleibt die anfangs erwähnte Erkenntnis, dass man von CELESTE einfach nichts anderes erwartet. Klar wären die ein oder anderen Innovationen nicht von schlechten Eltern gewesen. Anders herum könnten diese aber ebenfalls als störend in diesem nihilistischen Sound empfunden werden. Was bleibt, ist ein erneut starkes Album welches seine Vorgänger allesamt im Punkt Dunkelheit und Bösartigkeit in den Schatten stellt und die erneute Frage, wie CELESTE es schaffen wollen, dies beim nächsten Output noch einmal zu verstärken. Aber die Frage hat man sich zuvor auch schon mehrmals gestellt, von daher ist und bleibt es spannend!


Tracklist:

01. Ces Belles De Rêve Aux Verres Embués
02. Les Mains Brisées Comme Leurs Souvenirs
03. Il Y A Biens Des Porcs Que Ca Ferait Bander De T´Étouffer
04. En Troupeau Des Louves En Trompe L´Oeil Des Agneaux
05. (S)
06. Un Mirror Pur Qui Te Rend Misérable
07. De Sorte Que Plus Jamais Un Instant Ne Soit Magique

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Alex G.

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