Plattenkritik

Ceremony - Zoo

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Release Date: 02.03.2012
Datum Review: 04.03.2012

Ceremony - Zoo

 

 

Sie hätten die Welt zerstören können – aber was machen CEREMONY? Nehmen in befreiter Dreistigkeit ein (Punk-)Album auf, das Anthony Fantano, "Violence Violence"-Krachapologeten und diesen fürchterlich affektierten kurz-vor-Beginn-eines-Sets-in-Habachtstellung-über-die-Bühne-Schleichern am Arsch vorbei geht. Ist das jetzt schlimm? Nicht wirklich.

Wenn Ross Farrar die Welt beobachtet, ist sie selten ein Streichelzoo. Menschen töten, Menschen spritzen, Menschen schlagen, Menschen sind gemein, Menschen verletzen sich und andere, Menschen gucken Pornos und schlachten Tiere, Menschen hören Lana Del Rey. Das geht jetzt so seit CEREMONY vor einigen Jahren in konsequenter Rückwärtsgewandtheit demonstriert haben, dass Hardcore nicht zwingend depressiv sein muss, um sein Publikum zur Selbstentleibung anzuleiten. Damals waren CEREMONY die zumindest bekannteste Band, die kollabierenden Powerviolence, wutroten Reagan-Ära Hardcore und Geräusche aus kaputten Zwischenwelten zu einer (vor allem in der Livesituation) zündenden Mischung verquollen. Das ist jetzt vorbei. Das weiß allerdings bereits jeder, der ein Facebook-Profil sein eigen nennt und gelegentlich den Musikgeschmack aller anderen in Hardcoreforen auslacht.

Wenn Ross Farrar die Welt beobachtet, ist sie immer noch ein Menschenzoo. Er tut dies, das Beobachten natürlich, heutzutage jedoch deutlich differenzierter und zugewandter. Häufig wird hier kommentiert, ohne zu werten. Die Sonne schien heute in seinem Kopf. Oder so ähnlich. Alles ist gut, nichts bleibt in Ordnung. Ist dies der Grund für die deutliche Aufgeräumtheit von "Zoo", das über weite Strecken einem Melodie-infizierten Sound huldigt, ein paar psychedelische Surfweisheiten offeriert und im Kern ganz einfach die mitunter unaufgeregte und schnörkellose Punkplatte ist, die man nach "Rohnert Park" und der Cover-EP durchaus auf dem Zettel hätte haben können.

CEREMONY klingen auf "Zoo" schließlich nicht urplötzlich nach dieser absichtlich aus der Zeit gefallenen, temporär bereinigten Garagen-Punk-Band, weil sie auf Matador veröffentlichen. CEREMONY klingen auf "Zoo" exakt so, wie sie es momentan möchten. Sie changieren gekonnt zwischen Garage, dem Großbritannien der Achtziger und dem Kalifornien der Mittachtziger. Selten war man sich sicherer, dass eine Band den Begriff Erwartungshaltung aus ihrem Vokabular gestrichen hat. Das Ergebnis (um das soll es schließlich gehen): 'Hysteria' ist trotz boshafter THE HIVES-Vergleiche und verhuscht-hartem Männerchor wesentlich besser als sein Ruf. 'Adult' löst das Hitversprechen ein, das CEREMONY uns nie gegeben haben. Überhaupt wurde hier einiges gestrafft – bei mitunter wesentlich längeren Songs. Und ja: einige Unreinheiten wurden beseitigt. 'World Blue' ist der konziseste, fließend-hymnischste Song, den CEREMONY bisher zu verantworten haben. Mit 'Hotel' greift die Band das Windschiefe, Entrückte, Delirierende ihrer kaputten Surfaffinität auf. Menschen, die möchten, dass die Band wieder einmal irgendwem oder am besten der ganzen Welt (auch musikalisch) den Krieg erklärt, sehen das selbstverständlich anders. Spätestens beim zugebenermaßen arg gelangweilt mäandrierenden 'Nosebleed' verbrennen die den kompletten Backkatalog. Allerdings entgeht ihnen am Ende der B-Seite ein Song wie 'Video', der weder hart noch nihilistisch sein möchte, sondern beinahe versöhnlich das beschreibt, was CEREMONY eigentlich immer schon beschrieben haben: die Möglichkeit von Glück in einer dreckstarren Welt. Die Möglichkeiten in den Zwischenräumen.

„Screaming gets you nothing.“ Was ja nicht bedeutet, dass CEREMONY auf ihrer nächsten Veröffentlichung ein Pop-Punk-Revival anzetteln. Ein Band bleibt in Bewegung. Matador haben endlich ein zweite, richtig gute Punkband unter Vertrag.

Tracklist:

01: Hysteria
02: Citizen
03: Repeating The Circle
04: World Blue
05: Quarantine
06: Brace Yourself

07: Adult
08: Hotel
09: Ordinary People
10: Nosebleed
11: Community Service
12: Video

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René

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There is plenty to criticize.