So groß und übersichtlich – das Plattenregal von Bob Nanna. Und so viele bunte und unterschiedlich einzuordnende Veröffentlichungen. So ist das, wenn man als aktiver Musiker viel herumkommt und seit den frühen Neunzigern durch die Genres tingelt. „Certain People I Know“ ist dann wohl, wenn man als aktiver Musiker langsam aber sicher in die Jahre kommt.
Wenn BRAID nur vielleicht und HEY MERCEDES sicher (vorerst) nicht mehr, dann eben CERTAIN PEOPLE I KNOW. Mit Schlagzeuger Damon Atkinson, Jeff Dean, Zweitstimme Lauren LoPiccolo und Matt Schuessler sind schnell die richtigen Leute an Bord, mit „Strongsuit“ oder „Our Lady Of Guadalupe“ schnell der richtige Sound zusammengepappt. Buchstäblich erinnert die Band an gewisse Leute, die dem Ohr bekannt sind: „Neverlasting“ und Albumschönheit „King Of Shots“ rennen den Releases jener Ära hinterher, als Nanna und Co. zuerst als richtungsweisend, dann als „Emo“ eingetütet wurden. Klappriger Drumsound, die flache, mal klagende, mal polternde Stimme Nannas dazu – unter alles ein twangiges Gitarrenbett gekittet. Wenn die alleinige Stimme des THE CITY ON FILM Initiators nicht mehr langt, greift Lauren LoPiccolo ein – holt aber als unterstützendes Glied auch nicht mehr Charakter oder Zugkraft aus dem wirren „All You Gotta Do Is Show“.
Mit gepflegten Chorus/Strophe-Schemata wollen CERTAIN PEOPLE I KNOW nur selten zu tun haben und klinken lieber abwechslungsreich verspielte Licks in „NYE“ ein. Das macht Freunde und erinnert an die „guten“ Momente der „vergangenen“ Zeiten. Leider hält das Debüt über seine neunundzwanzig Minuten nicht genug davon bereit: Zu schnell und dauerhaft schwimmt der Gesang zuckend an der Oberfläche, zu trocken bleiben die Gitarren im Hintergrund. Selten erinnert die sonst erfüllte Stimme Nannas an das Streichholz, was „Everynight Fire Works“ zündete oder BRAID aus dem Hohlkreuz half. Aufgrund (oder mit Hilfe) der kurzen Spielzeit des Albums ist „Certain People I Know“ jedoch so schnell verschwunden, wie „Make It Up“ ausleiert.
Somit bleibt Bob Nanna Zeit, noch mal gründlicher in seinen Schätzen zu suchen. Das Gerüst hat er seit 2009 gefunden, jetzt sollte er sich mit den „certain people“ auch noch anfreunden.
Trackliste:
1. Neverlasting
2. Our Lady of Guadalupe
3. Strongsuit
4. All You Gotta Do Is Show
5. NYE
6. King of Shots
7. Rowdy / Pivotal
8. Make It Up
9. How Was The Show? (Politics)