Für einen romantischen Mittelmaßspaziergang dürfte es in Duluths entzückendem Stadtteil nahe der Universität von Minnesota noch gerade so reichen. Bis in die Heimat der zahlreichen prägenden Bay Area-Bands sind es dann schon ungefähre fünfunddreißig Autostunden. Also ein Zeitfenster wie so manch lasche Arbeitswoche, in dem diese frische EP der Hannoveraner knappe einhundert Male durch den Player gejagt werden könnte.
Eine Strafarbeit dieses Kalibers muss nicht sein, denn ganz menschlich und unspektakulär finden sich noch atmende Reste von IMAGES oder ANDTHEWINNERIS zwischen Grillabend und Ohrensessel zusammen und drücken im Proberaum die Reset-Taste. Da war doch mal was: SAMIAM – oder wie das damals hieß. Und heute noch genauso? Oder THE STARTING LINE, an der anderen Küste. CHESTER PARK nach trifft es nun scheinbar die Mitte, die mit fünf Songs in zeitloser Pelle zwischen melodischen Chorgesängen und beinahe organisch freundlicher Gitarrenarbeit serviert wird. Gut durch und ohne an schmackhafter Garnierung zu sparen, versteht sich. So fällt „The One“ dann mit Überschlag in den Kaffeekranz ein, den alte Knochen und retrospektive Gemüter eigentlich einberufen wollten, um z.B. den Strophenteil von „Insanity“ für wunderbares Spät-90er-Gut des alternativen US-Rock-Registers zu erklären. Geschwungen statt geschwollen kann man dann aber auch gleich imposant vertonen statt billig zu verpacken, wie das straighte „Waiting“ melancholisch nachwürzt.
Was Sänger Ali hier mit seinen Kollegen Kuske, Maik, Joachim und Beppo aus dem Kofferraum zieht, stößt sich selten den Kopf – auch wenn die Fahrt nicht immer bieder vorhersehbar und trotzdem angenehm dynamisch von statten geht. Die fünf Songs entwachsen schnell dem „Demo“-Stempel und machen es sich in ihrer Nische zwischen College-Core und emotionalem Pop gemütlich, wo auf die norddeutschen CHESTER PARK noch weitaus mehr als nur ein kurzweiliges Frischluftschnappen inmitten der Superior Bay drin sein dürfte.
Trackliste:
1. The One
2. Show Me
3. Insanity
4. Waiting
5. Battle On