Ob GTI-Dorfprolet, Brutalo-Metalatze oder erwachsener Comicnerd: Wenn es ums Thema „zu Hause“ geht, wird auch das stärkste Berserkerherz schwach. Auch Daniel, Christian und Daniel freuen sich aufs „Homecoming“, denn in dem Kaff Heinstetten, welches sie ihre Heimat nennen durften, gibt es eben jenen alten bierverstimmten Heizungsraum, in dem CLAP YOUR HANDS TWICE die ersten Gehversuche starteten. Klingt alles schön emo, ist es aber nicht.
Wenn handnummeriertes, weißes Vinyl mit persönlichem Brief und liebevollen Dreingaben wie Sticker oder Downloadpostkarte ins Haus flattert, macht das natürlich einen humaneren und leidenschaftlicheren Eindruck, als wenn die x-te Digipromo über den Massenverteiler kommentarlos herausgeschneuzt wird. Mit dem ersten so vertrauten Kratzen der Nadel beginnt mit „Nostalgia“ genau der richtige Titel. Ehrlich, roh und direkt klingt das junge Trio aus dem Süden der Republik, eben so, wie das LP-Paket geschnürt war. „These Six Strings“ oder „Unfulfilled Thoughts“ klingen mal nach dem dreckigen New Jersey, mal nach dem gefeierten Gainesville. In treibender Manier und mit gutgelaunten Chören, herrlich geschrammelten Riffs und süffiger Heizungskellerstimmung startet ebenso die B-Seite („Remeber These Days“) von „Homecoming“, nachdem der Titelsong akustisch und mit zarter Blues-Bar-Mundharmonika die letzten Runden der Nadel begleitet. Klingt verdächtig nach emo, ist es aber nicht.
Man vermag öfters Spuren alter GREEN DAY, aufgelöster THE BREAK oder verzweifelter RIOT BEFORE zu vernehmen, dreht sich die Schallplatte zu „I Need A Drink“ und „Don´t Give Up“ - so schön real und herzlich klingen CLAP YOUR HANDS TWICE auf ihrem verwirklichten „Projekt Vinyl-Album“. Und das, obwohl "Homecoming" gar nicht mal zu markant oder beachtlich ist, die 13 Songs klingen einfach eindringlich und inbrünstig . Textlich fährt die Achterbahn durchs wahre Leben, macht Stops bei Freundschaft, Musik oder – na klar – dem guten alten zu Hause. Für überproduziertes ProTools-Fastfood oder einfallsloses Kopieren der Helden bleibt in Heinstetten scheinbar keine Minute des Tages übrig. In dem 1000-Seelenkaff auf dem Heuberg ist home noch, where the heart is. Klingt alles in allem nach cleaner und bewußter Punkrock-Attitüde mit erkanntem Enthusiasmus, Fokus und dickem I-Pünktchen auf dem DIY-Stempel. Ist es auch.
Tracklist:
01. Nostalgia
02. Masquerade
03. These Six Strings
04. The Way Back Home
05. Unfulfilled Thought
06. Homecoming
07. Remember These Days
08. Don't Give Up
09. Break Free
10. Hometown Blues
11. I Need A Drink
12. Travlin' Bone
13. Bad Idea