CLIENT. aus Celle tun es ihrem Bandnamen gleich: Zuerst formen die Niedersachsen ihre zweite EP aus unbedeutenden Einzelteilen zusammen, dann machen sie dahinter brav einen Punkt. Die Songs auf "I Am Well" enden so als kleines "A&O" des nationalen Emocore-Alphabets.
Wie das Flackern einer kaputten Neonröhre kriecht das Intro zum Opener "So Alive" durch die Boxen. Beachtlich erscheinen auf den ersten Blick der Sprung und die Entwicklung, die CLIENT. nach ihrer Debüt-EP aus dem Vorjahr noch eindeutiger in Richtung gegenwärtiger Post(hard)core-Junkies wie BASEMENT oder DAYLIGHT drücken. Der anschliessende Tiefflug namens "Mountains" erinnert mit tragender Stimme und den aufgescheucht durch den Raum irrenden Gitarren an die jugendliche Frische aktueller CITIZEN oder reanimierter NO MOTIV.
Man ist nicht sicher, ob man Sänger André Förster nach dem treibenden "Apartment" Taschentuch oder Axt reichen soll, um ihm auf seinem Weg ein Stück weit unter die Arme zu greifen. Dynamik, Produktion und die ausgeklügelte Art der Songs auf "I Am Well" hinken dabei nur unwesentlich den internationalen Genre-Zugpferden hinterher.
"Sister" begeistert mit verspielten Details und stetiger Spannungskurve - inklusive unpeinlicher Kopfstimmenchöre, warmer Harmonien und pompösem Finale. Das CLIENT. ihr gewähltes musikalisches Umfeld und dessen Wachstum offenbar mit der Diamantlupe betrachten, zahlt sich über die Viertelstunde Spieldauer mehrfach aus. Fünf Songs zwischen Hitpotential, gefühlvoller Schwere und glasklarem Einverständnis, unterm Strich für sich selbst zu resümieren: "I Am Well".
Trackliste:
1. So Alive
2. Mountains
3. Apartment
4. You Always
5. Sister