Lo-Fi ist die letzten Jahre ja mal wieder zum heißen Scheiß auserkoren worden. WAVVES, VIVIAN GIRLS und Konsorten wussten davon nicht nur ein, sondern gleich mehrere Lieder zu singen. Ziemlich ordentliche bis großartige sogar. Jedes Label, das etwas auf sich hält, lässt mittlerweile wieder mindestens eine Band in bis auf die Knochen entschlacktem Soundgewand vor sich hinschrammeln. So nun auch Wichita Records mit den CLOUD NOTHINGS. Die führen auf „Turning On“ gleich mal nahezu die komplette These, dass ein guter Song ein guter Song ist und ein guter Song bleibt ad absurdum, indem sie ihr Liedgut fast bis zur Unkenntlichkeit verrauschen und mehr als nur einen Verspieler gleich mit auf die Platte packen, die so klingt, als wäre sie direkt mit einem Fisher Price-Kassettenrekorder aufgenommen worden. Manche sprechen hierbei von Noise-Pop und so ganz falsch ist das sicher nicht, doch der Noise-Anteil resultiert hier nahezu einzig und alleine aus der Art der Produktion.
Das kann man nun für etwas zu viel des Guten halten und auch ich ertappe mich dabei, wie ich nur allzu gerne zwischendrin zumindest mal pausieren und die eine oder andere Aspirin-Tablette einwerfen möchte. Doch irgendetwas haben diese Jungs an sich. Vermutlich: gute Songs. Also doch. Dabei klingen sie noch nicht einmal sonderlich neuartig, gelegentlich fast schon wie eine etwas gezähmte Version der Sub Pop-Überraschung dieses Jahres, MALE BONDING. Deren Energieüberschuss kompensieren CLOUD NOTHINGS mit einer drogeninduzierten Grundstimmung. Wäre da nicht dieser fies-rauschige Sound der Produktion, man könnte von einem guten Trip sprechen. So jedoch ist „Turning On“ ein stetiges Pendeln zwischen Euphorie und Kater geworden. Das hat man in einer solchen Konsequenz aber auch schon lange nicht mehr gehört, ist jedoch manchmal einfach zuviel des Guten.
Dabei weiß der Vierer durchaus genau, wie gute Popmusik funktioniert, nämlich über Hooks. Die gibt es dann hier auch gleich dutzendweise. Mal mehr, mal weniger ins Gesicht springend, aber stets präsent und in Songs wie „Real Thing“ auch mal ziemlich zum Tanzen animierend. Es bleibt letztlich dennoch der Eindruck zurück, dass hier das Konzept Lo-Fi zwar im Grunde konsequent zu Ende gedacht wird, aber dies nicht wirklich dem Gesamtergebnis zuträglich ist. CLOUD NOTHINGS haben das Potenzial, eine richtig gute Band mit richtig guten Songs zu sein, machen sich aber dieses Vorhaben nahezu selbst zunichte, indem sie ihre Qualitäten durch einen übertriebenen Rauschfilter jagen, der weniger natürlich und entschlackt, als vielmehr nachträglich übergestülpt wirkt. Zerstören kann dies „Turning On“ allerdings dann doch nicht, dafür hat die Band einfach dreizehn mal zu starkes Beweismaterial dafür geliefert, dass sie zu gut sind und zu interessante Songs schreiben, um nicht genauer hinzuhören und sich durch dieses soundtechnische Monstrum zu kämpfen, das in seiner Essenz doch eigentlich nur aus locker-flockigen Songs besteht.
Tracklist:
1. „Can't Stay Awake“
2. „Old Street“
3. „You Are Opening“
4. „Turning On“
5. „Hey Cool Kid“
6. „Water Turns Back“
7. „Whaddya Wanna Know“
8. „Real Thing“
9. „Strummin'“
10. „My Little Raygun“
11. „I Am Rooftop“
12. „Morgan“
13. „Another Man“