Mit diesen ganzen ruhigen und meist auf die Kombination aus Akustikgitarre und gar lieblichem Gesang setzenden Künstlern und ihren Platten ist das ja mittlerweile so eine Sache. Klar, so richtig unsympathisch ist das nahezu nie und man kann den Musikern zumeist auch gar nicht wirklich böse sein, wenn sie da mit ihrer Klampfe bewaffnet und mit zerbrechlicher Stimme ihre Liedchen zum besten geben. Die wollen doch nur spielen. Dagegen ist an und für sich ja auch nix einzuwenden, wenn das Endresultat nur nicht in so vielen Fällen dermaßen beliebig und nichtssagend wäre.
Schön, dass es aber auch noch ein Duo wie COCOON gibt, das eben nicht nur ein paar runtergespielte Töne mit Weltschmerztexten kombiniert, sondern tatsächlich noch Songs schreibt. Dass die beiden aus Frankreich kommen, dennoch auf Englisch singen und sich dabei ihren hochnotsympathischen Akzent bewahrt haben, während sie das wohl uramerikanischste Feld überhaupt, nämlich Country und Folk beackern trägt sicher nicht wenig dazu bei, dass „Where The Ocean Ends“ nicht nur ein richtig gutes, sondern an vielen Stellen sogar ein schlichtweg hervorragendes Album geworden ist.
Denn genau in den Augenblicken, wenn andere sich zurücknehmen und mit dem Intimitäts-Totschlagargument kommen drehen COCOON richtig auf und schielen mehr als nur einmal in Richtung lupenreiner Pop. Nachzuhören beispielsweise auf dem wunderbaren und herrlich fix runtergespielten „Dee Doo“, das neben einem herzerwärmenden Refrain auch gleich noch Streicher und (Tatsache) gar ein prägnantes Schlagzeug dazu holt. Überhaupt sind die Franzosen vor allem deshalb so gut, weil sie sich eben nicht einengen, sondern ihren Songs stets mit traumwandlerischer Sicherheit genau das geben, was sie eben gerade benötigen. Das mag Puristen, die mit zuckersüßen Melodien wenig anfangen können vielleicht verschrecken. Allen anderen dürfte jedoch bei nahezu jedem Song das Herz aufgehen.
Ausfälle sollen andere produzieren. COCOON sind selbst dann absolut on point, wenn sie ihr Soundgewand tatsächlich auf das nötigste zurück schrauben. Dass die Texte dabei bei weitem nicht nur die Sonnenseiten des Lebens nach außen kehren kann dabei fast schon untergehen, macht bei näherer Beschäftigung aber nur Sinn und sorgt dafür, dass der Kitsch nie die Überhand gewinnt, selbst wenn der männlich/weibliche Zwiegesang noch so niedlich daher kommt.
Damit schließen die Beiden dann doch noch an altbekannte Tugenden des modernen Singer/Songwriter-Tums an, erweitern diese aber punktgenau um die Aspekte, die bei weiten Teilen der potenziellen Zuhörerschaft mittlerweile nun mal eher ein Gähnen statt gerührter Begeisterung provozieren. Sollen andere doch klaustrophobische Schlafzimmermusik machen. COCOON schreiben dafür Hits. Und liefern mit „Where The Ocean Ends“ ein Album ab, an dem man sich nicht satt hören kann, eben weil in jedem Song doch immer etwas signifikantes passiert und überdies auch noch wirklich jedes einzelne Stück in diesen 37 Minuten zum Instant-Ohrwurm taugt. Wunderschön!
Tracklist:
1. „Sushi“
2. „Comets“
3. „Dee Doo“
4. „Yum Yum“
5. „Mother“
6. „Oh My God“
7. „Super Powers“
8. „Cathedrals“
9. „I Will Be Gone“
10. „Dolphins“
11. „Baby Seal“
12. „In My Boat“