Plattenkritik

Cocorosie - Grey Oceans

Redaktions-Rating

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Release Date: 30.04.2010
Datum Review: 25.05.2010

Cocorosie - Grey Oceans

 

 

Ein altbekanntes Sprichwort besagt, man solle ein Buch nicht nach seinem Umschlag beurteilen. Wieder ein anderes jedoch will uns erklären, dass das Auge ein Mitesser ist. Oder so. Im Falle des Geschwister-Duos COCOROSIE jedenfalls sollte man es tunlichst vermeiden, sich letztgenannten schlauen Spruch zu Herzen zu nehmen. Würde es nämlich nach diesem gehen, dann wäre „Grey Oceans“, so etwas wie eine üppige Portion Schimmelkäse - drei Jahre über Verfallsdatum - untermischt mit einer Prise Strychnin. Alles, nur eines nicht: wohlschmeckend.

Wäre das Äußere ausschlaggebend, dann müsste das neue Album der beiden Französinnen mit einem Warnhinweis und von undurchsichtiger Folie umhüllt in die Läden kommen. Dass dies nicht der Fall und definitiv auch nicht wünschenswert ist liegt letztlich an dem, was ja nun mal eigentlich zählt: der Musik.

Ja, COCOROSIE machen es einem leicht, sie zu hassen. Nicht nur, was ihre Coverauswahl betrifft. Auch ihre Songs schlagen zuweilen schwer aufs Gemüt. Die auf „Grey Ocean“ an den Tag gelegte Kindlichkeit, gepaart mit ihrer ganz eigenen Vision von Popmusik ist mitnichten jedermanns Geschmack. Will und soll sie aber auch gar nicht. Irgendwo zwischen BJÖRK, Jazz und Freak-Folk haben sich die beiden Schwestern eingenistet. Definitiv keine leichte Kost, immer pendelnd zwischen Kinderspielplatz und Friedhof mit Tendenz zum unterschwelligen Wahnsinn.

Zuweilen ist das ziemlich anstrengend, gerne auch mal etwas arg verkopft. Wenn sich aber wie im grandiosen „Smokey Taboo“ Operngesänge mit Hip Hop-Beats und sphärischen Klängen paaren, dann ist das zum einen in dieser Form bislang selten gehört und zum anderen auch unglaublich vereinnahmend. Leider halten nicht alle Songs auf „Grey Oceans“ dieses Niveau, echte Ausfälle sind allerdings ebenfalls keine zu vernehmen. Zuweilen verweilt man jedoch etwas zu lange in einer merkwürdigen Lethargie, aus der dann zuweilen nur noch der erneute Ausbruch in Richtung Nonsens heraushilft, wie im ambivalenten „Hopscotch“.

Ansonsten ist aber alles in Butter auf „Grey Oceans“. Einem Album, das vermutlich nicht in die Musikgeschichte eingehen wird, aber mit äußerst angeschrägten Songs aufwartet, die zumeist angenehm vereinnahmend daherkommen. Da sieht man dann auch mal über das grässliche Cover hinweg.

Tracklist:

01. “Trinity's Crying”
02. “Smokey Taboo”
03. “Hopscotch”
04. “Undertaker”
05. “Grey Oceans”
06. “R.I.P. Burn Face”
07. “The Moon Asked the Crow”
08. “Lemonade”
09. “Gallows”
10. “Fairy Paradise”
11. “Here I Come”

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Manuel F.

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Eher so der Kumpeltyp.