KONSENS KID?! Das sind sie spätestens seit „Broadcasting…“ nicht mehr. COMEBACK KID bleiben auch auf „Symptoms & Cures“ eine schwer zu kategorisierende Ausnahmeerscheinung. Zu verspielt für die Harten? Zu groß für die Teilzeit-Depressiven? Zu Punkrock für die harten Teilzeit-Depressiven? Zu unentschlossen für den Rest? Dieses Album ist eine kompromisslose, weitergedachte, mitunter widerspenstige, mal hypereingängige Energiespritze, die zwischendurch ordentlich an den Nerven sägt. Zurück bleiben dennoch einige große Fragezeichen.
Herrschaftszeiten, hatten die mal Power. Damals auf „Turn It Around“. Eine Energiespritze von Album, das dem Hörer zu gleichen Teilen modernen, melodischen und kraftvollen Hardcore wieder mehr als mundig machen konnte. Andrew Neufeld war primär für gutturale Laute zuständig und mächtige Mosh-Parts. Und Scott Wade, diese High-Energy-Stimme, die…Halt. Stop. Es gibt ja wohl nichts schlimmeres, als Musikhörer, die ausschließlich in der Vergangenheit leben. COMEBACK KID sind eine andere Band. Lange schon. Überhaupt hat moderner Hardcore selbst in der vergleichsweise kurzen Zeit seit dem Debütalbum so viele Volten, Neutrends und Standortbestimmungen durchlebt, dass eigentlich niemand mehr so wirklich weiß, was das überhaupt ist, moderner Hardcore.
Nun also ein neues Album von COMEBACK KID. Hatte die noch wer auf dem Schirm? Die Szene ist schnelllebig und böse Zungen könnten CBK heutzutage als Package-Band abqualifizieren, die man viel zu häufig sehen musste. Allerdings: nicht zuletzt seit SIGHTS & SOUNDS wissen wir wie viel von einem hochtalentierten Musiker, Songschreiber und Klangdrechsler in diesem Andrew Neufeld steckt. Es dürfen also durchaus Erwartungen investiert werden. Was zuerst auffällt ist diese unerwartet aggressive Unmittelbarkeit. Eine beständig auditive Backpfeifen verteilende Produktion, ein verblüffend angesäuerter Andrew Neufeld. Trotzdem nichts mit konservativem Mosh oder langgezogenen Selbstkasteiungspassagen hier. COMEBACK KID musizieren fröhlich am Trend vorbei, einen neuen setzen tun sich jedoch mitnichten. Wenig bleibt hängen, vieles ist mutig, einiges tönt irgendwie zu unentschlossen. Das Call-and-Response-Spielchen in 'Crooked Floors' fräst sich ins Gehirn, ebenso die fast zu perfekte, an die spielerische Melodieseligkeit alter ANTI-FLAG gemahnende Überhymne 'G.M. Vincent and I'. In 'Get Alone' kondensiert der SIGHTS & SOUNDS Einfluss am deutlichsten: dieses mantrahafte Wiederholen der zwei Wörter, dazu entrückter Bombast. Ein guter Song. Aber sonst? Zugebenermaßen harte Passagen, die manches Mal etwas ziellos und ungelenk wirken. 'Do Yourself a Favor' kaufen wir diese grobkörnige Härte noch ab, der Rausschmeißer 'Pull Back The Reins' nervt in seiner stoisch geknüppelten Aufdringlichkeit samt späterem Atmosphärebad nur noch. 'Manifest' schlägt in eine ähnliche Kerbe. Sicher, zwischendurch blitzen immer wieder Wissen und musikalischer Erfahrungsschatz der Beteiligten (und vor allem: Andrew Neufeld) auf, der Gesamteindruck jedoch bleibt ein disparater. Als wolle die Band sich bewusst absetzen von momentan grassierenden Trends (was ja sehr löblich ist) und dennoch weiterhin ein dickes Stück vom Kuchen abhaben. Ein letztes Wiederaufbäumen gegen den drohenden Bandtot? Könnte durchaus sein.
Tracklist:
1. Do Yourself A Favor
2. Crooked Floors
3. G.M. Vincent & I
4. Because Of All The Things You Say
5. The Concept Says
6. Balance
7. Symptoms And Cures
8. Manifest
9 Get Alone
10. Magnet Pull
11. Pull Back The Reins