Heute mal wieder Jazz. Was anderes hat man bei dem Bandnamen irgendwie auch nicht erwartet. Nicht mehr ganz unbekannt schmeißt das CONTEMPORARY NOISE SEXTET ein Album via Denovali Records auf den Markt, welches zum Anfang („Walk With Marylin“) nicht ganz zünden möchte. Zu wenig Struktur. Nichts was hängen bleibt. Wer hier schon aufgibt, verpasst tatsächlich eine Achterbahnfahrt durch jazzige Gefilde, welche nicht selten in epischem Ausmaß endet, leider aber an mancher Stelle hinter den Erwartungen, die anfangs geschürt werden, zurück bleibt. Leider. Denn „Ghostwriter´s Joke“ hätte das Potential gehabt, der ganz große Wurf zu werden.
So nimmt schon „Morning Ballet“ ordentlich an Fahrt auf. Die Weichen sind gestellt, der Rhythmus gefunden. Hier wird gejammt, hier wird aneinandergereiht, hier werden die Instrumente vergewaltigt und das im positiven Sinne. Und ganz nebenbei wirkt es so, als würde man die großen Legenden des Genres interpretieren und zitieren. Ganz einfach so. Als hätte man nie was anderes gemacht. Die ruhigen Stellen wirken wie Improvisation, die schnellen Parts zeugen von absolutem Kalkül. Sehr sympathisch. So darf es weitergehen. „Is That Revolution Sad?“ hingegen wirkt klassisch, haut nie auf die Pauke, sondern begleitet seinen Hörer. Und so findet das CONTEMPORARY NOISE SEXTET die Ruhe in sich wieder und arbeitet mit ihr. Die folgenden Stücke sind alle vom eher seligen Charakter geprägt und versprühen durchweg eine bestimmte Form von Ruhe. Stücke, die nebenbei laufen können, ohne zu stören. Bei genauerem Hinhören entfalten sie dann aber doch eine gewisse Kraft, der man sich nicht entziehen kann – und möchte. Ein Spagat zwischen angedeutetem Kitsch und absoluter Ernsthaftigkeit.
Leider aber – und das leider ist in großen Lettern zu schreiben – verliert sich das CONTEMPORARY NOISE SEXTET allzu schnell in sich selbst. Ganz so, als scheinen die Ideen nicht für einen ganzen Longplayer zu reichen. Viel zu früh kommen einem gewisse Passagen bekannt vor, der nächste Part scheint vorhersehbar. Eine Enttäuschung, die man nach dem starken und abwechslungsreichen Einstieg nicht erwartet hätte und eine Enttäuschung, die einen daher umso mehr trifft. In dieser Band steckt noch wesentlich mehr Potential, als hier entfacht und genutzt wurde. Der Grundstein, sowie einige mehr als starke Momente – so zum Beispiel der komplette Verlauf, im Besonderen aber die Melodien und Arrangements, von „Chasing Rita“ oder das panisch hektische Ende von „Norman´s Mother“ - jedoch, sind auf jeden Fall gelegt und vorhanden und man darf gespannt sein, wie sich das her alles noch weiter entwickelt.
Tracklist:
01. Walk With Marylin
02. Morning Ballet
03. Is That Revolution Sad?
04. Old Typewriter
05. Chasing Rita
06. Norman´s Mother
07. Kill The Seagull, Now!