"You're Not You Anymore", den Titel der neuen COUNTERPARTS könnte man schon fast als augenzwinkernde Selbstironie interpretieren, denn das Bandkarussell hat sich seit dem letzten Album fleißig gedreht und von der Ur-Besetzung ist nur noch Shouter Brendan Murphy übrig geblieben. Auf den Sound der Kanadier haben sich die Besetzungswechsel allerdings kaum ausgewirkt, geboten wird erneut zwischen Wut und Melancholie schwankender Hardcore der neueren Schule mit vereinzelten Anflügen von Metalcore. Fans kriegen genau das geboten, was sie erwarten und müssen nicht befürchten, dass COUNTERPARTS nicht mehr sie selbst sind.
Einzelne Songs hervorzuheben ist im Grunde müßig; wer die Band kennt weiß, was zu erwarten ist. Flottes Geklöppel, fette Moshparts und saftige Breakdowns geben sich die Klinke in die Hand, der Gesang wir von wütendem Gekeife und obligatorischen Gangshouts dominiert. Hier und da werden hymnische Refrains eingestreut und in ihren melodischeren Momenten ("Haunt Me") erinnern COUNTERPARTS ganz dezent an die Kollegen von WHILE SHE SLEEPS, ohne aber in poppige Gewässer abzudriften. Die Kanadier stehen mit beiden Beinen fest im Hardcore. Die musikalische Gesamtausrichtung von COUNTERPARTS wird wohl am anschaulichsten im Song "Rope" demonstriert, hier treffen alle Qualitäten der Band aufeinander, Ausfälle gibt es auf "You're Not You Anymore" aber ohnehin nicht zu verzeichnen.
Die größte Stärke der Platte ist wohl gleichzeitig auch ihre größte Schwäche, nämlich die Konsistenz. "You're Not You Anymore" ist von vorne bis hinten ein gelungenes Album und bietet genau das, was Fans erwarten. Nicht mehr und nicht weniger. Schlagworte wie "progressiv", "Experiment" oder "Überraschung" finden in diesem Kontext schlichtweg keine Anwendung und so kann man die Scheibe zwar wunderbar am Stück konsumieren, wirklich bemerkenswerte Höhepunkte bleiben aber aus. Hinzu kommt, dass die Musik von COUNTERPARTS ohnehin besser bei einer verschwitzten Clubshow als auf dem heimischen Sofa funktioniert und es bleibt summa summarum eine sehr gute, aber eben nicht außergewöhnliche Genreplatte.