Kanada steht für extreme Metalmusik, für musikalischen Einfallsreichtum und viele kanadische Bands sind einfach anders. Mit "The Unspoken King" steht nun das siebte Album einer Band in den Startlöchern, die diesen kanadischen Sound mitgeprägt hat. Und wie extrem CRYPTOPSY sind, haben sie auf dem Vorgänger "Once Was Not" (2005) gezeigt, ein Album, dass auch für geübte Ohren nach zig Durchläufen noch nicht gänzlich erschlossen werden kann. Wegweisend waren die Holzfäller auch deshalb, da sie immer ihren eigenen Weg gegangen sind und sich einen Dreck um musikalische Trends und Konventionen geschert haben. Aber diese Zeiten scheinen mit vorliegendem Album vorbei zu sein. Ab Track 3 gibt es in jedem Song Cleangesang, Sänger Matt McGachy übt sich in Hardcoreshouts und mit Maggy Durand befindet sich sogar eine Keyboarderin im Lineup der Band. Schande, Schande, und dann drosseln sie zu allem Überfluss auch noch so oft das Tempo, werden langsam, spielen Midtempoparts. Der Aufschrei der Fangemeinde wird (respektive ist) groß sein, verzeihen wird es der Diehard Fan nicht, nein, niemals...
Ich streife nun die herkömmlichen Gepflogenheiten ab und sage euch ganz ehrlich meine unverblümte Meinung zu diesem Album: Hardcore in der Stimme und Extremmetal machen noch lange keinen Metalcore oder Deathcore (immer wieder werden diese Begriffe in Zusammenhang mit "The Unspoken King" gebracht). Und wenn schon, drauf geschissen, was solls, dann erreichen die Berserker vielleicht endlich mal die Anerkennung, die sie spätestens seit ihrem 1998er Meisterwerk "Whisper Supremacy" (wer dieses Album noch nicht kennt und glaubt, Extremmetalmaniac zu sein, hahaha...) verdient haben. Ich bin ganz ehrlich, die letzten beiden Alben fand ich einfach langweilig. Extrem, extrem, extrem, ok, aber es fehlte einfach der letzte Kick. Und der ist doppelt und dreifach auf diesem Album vorhanden. Wie immer meisterhaft zertrümmert Flo Mounier sein Drumkit und nun darf er auch mal zeigen, das bei Slomo-Attacken äußerst scharf geschossen werden kann. Der Mann ist einfach der beste Drummer und setzt von Album zu Album neue Maßstäbe. Punkt. Natürlich ist der Gesang nicht mit "krank, kranker, am krankesten" Lord Worm oder mit Mike DiSalvo zu vergleichen. Ist doch aber logisch, da sehr oft klar gesungen wird und Matt McGachy ein viel melodischerer Vibe eigen ist. Aber nicht in der üblichen tralalala-Form wird hier der Klargesang vorgetragen, sondern immer schön abgefahren und teilweise mit melodischen Schreien untermalt. Und dazu diese abgefahrene Gitarrenarbeit und die sehr hintergründigen, aber dennoch für dieses Album extrem wichtigen Keyboardteppiche, die streckenweise für Menschen mit Platzangst zu beklemmend sein dürften. Aber viel wichtiger für mich ist, dass CRYPTOPSY endlich mal wieder Songs schreiben, sich nicht zu sehr in Frickelorgien verlieren und dabei gelegentlich, zwar technisch perfekt, monoton wirkten. Wenn ich "The Unspoken King" mit einem Album vergleichen müsste, dann würde mir spontan AS I LAY DYINGs "Frail World Collapse" einfallen, nicht weil es Metalcore ist, sondern weil auch dieses Album bahnbrechend für einen neuen musikalischen Abschnitt werden könnte getreu nach dem Motto: Der Death Metal ist tot, es lebe der Death Metal. Und Death Metal steht für dieses Werk, da es Tod, Verwüstung und Hass zugleich aber auch ein Leben nach dem Tod suggeriert.
CRYPTOPSY gehen mit "The Unspoken King" neue Wege, ohne sich anzubiedern oder längst toten Trends hinterherzujagen. Dazu sind sie nach wie vor viel zu extrem und einzigartig. Diese Band setzt mit diesem Album neue Maßstäbe extremer Musik und ein dickes Ausrufezeichen hinter die Frage, ob CRYPTOPSY noch CRYPTOPSY sind. Natürlich, nur besser als jemals und alle anderen zuvor!
Tracklist:
1. Worship Your Demons (2:12)
2. The Headsmen (5:14)
3. Silence The Tyrants (4:09)
4. Bemoan The Martyr (4:10)
5. Leach (4:48)
6. The Plagued (4:09)
7. Resurgence Of An Empire (4:49)
8. Anoint The Dead (3:19)
9. Contemplate Regicide (5:29)
10. Bound Dead (6:26)
11. (Exit) The Few (2:31)