Getreu dem Motto: „In der Ruhe liegt die Kraft“ widmen sich die Virtuosen Sean Reinert und Paul Masvidal auf „Kindly Bent To Free Us“ ihrem progressiven Metal, der bis dato zwar immer sehr reich an spielerischem Ausdruck war, aber noch nie so viel Tiefe und Gefühl in sich trug.
Das Ziel war zu erahnen. Spätestens seit ihrem Comeback Album „Traced In Air“ aus dem Jahr 2008 war den Fans der ersten Stunde klar, dass die Amerikaner ihren Sound weit weg vom Death Metal umsiedelten. Das Album stand zwar in der Tradition des Fusion und Jazz beeinflussten Metal, distanzierte sich aber von den üblichen stilistischen Zutaten des Todesmetall und lebte viel mehr von seinen klangvollen Atmosphären.
„Kindly Bent To Free Us“ führt den eingeschlagenen Weg fort, der auch schon von der „Carbon-Based Anatomy“ EP weiter geführt vor. Dieses mal wirken CYNIC jedoch noch durchdachter, wenn auch ihr Sound gleichförmiger wirkt. Die einzelnen Songs suchen weitaus weniger Konfrontation und verlangen dem Hörer weniger Aufmerksamkeit ab, was keineswegs negativ gemeint ist. Man könnte meinen, dass CYNIC die Kunst erlernt haben, ihre Songs mit einer wohltuenden Ruhe und Wärme zu bestärken, die sich überaus positiv auf ihre Entfaltung auswirkt. Die einzelnen Stücke strotzen immer noch voll von technischer Raffinesse, klingen jedoch in sich wesentlich harmonischer. Dabei spielt Drummer Reinert, wie ein mit unglaublich viel Gefühl, Groove und Timing ausgestattetes Uhrwerk und untermalt die Virtuosität und Vielfalt der dargebotenen Gitarrenarbeit Masvidals. Dessen Stimme legt sich auf den neuen Inszenierungen gefühlvoller, gar fragiler über die Instrumentalisierung, als noch auf den Werken zuvor. Und Standby Bassist Sean Malone tut das, was gute Bassisten tun. Er bestärkt den Sound ohne sich großartig in den Vordergrund zu spielen. Eine Taktik, die eigentlich auf das gesamte Klangbild von „Kindly Bent To Free Us“ zurück zu führen ist. Alles wurde genau dosiert, um jeden Ton, jede Note die nötige Aufmerksamkeit zu verleihen. Im Grunde ist es unnötig, einzelne Songs hervor zu heben, denn jeder Track verfügt über eine individuelle Wirkung und seine eigenen Highlights.
Wahrscheinlich wäre es zuviel des Guten, bei „Kindly Bent To Free Us“ von einem überragendem Meisterwerk des progressive Metals zu sprechen. Dafür fehlen vielleicht doch einige größere Widerhaken im Songwriting. Dennoch haben CYNIC mit diesem Werk ein für allemal ihre Ausnahmestellung manifestiert und beweisen, dass sie zu den wenigen Auserwählten gehören, die dieses Genre noch bereichern können.
Trackliste:
01. True Hallucination Speak
02. The Lion's Roar
03. Kindly Bent To Free Us
04. Infinite Shapes
05. Moon Heart Sun Head
06. Gitanjali
07. Holy Fallout
08. Endlessly Bountiful