Plattenkritik

DEAFHEAVEN - New Bermuda

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 02.10.2015
Datum Review: 07.10.2015
Format: CD Vinyl Digital

Tracklist

 

01. Brought To The Water
02. Luna
03. Baby Blue
04. Come Back
05. Gifts For The Earth

Band Mitglieder

 

George Clarke – Vocals
Kerry McCoy – Guitar
Daniel Tracy – Drums
Stephen Clark – Bass
Shiv Mehra - Guitar

DEAFHEAVEN - New Bermuda

 

 

Endlich Schluss mit der Schminke. Dank der kalifornischen Genre-Clasher von DEAFHEAVEN darf es heute durchaus auch Bügelfalte zum Black Metal-Gedeck sein. George Clarke geht schon mal vor, um aus dem Unheil seiner selbst das Wohl der Moderne zu basteln.
 
Bereits die Ankündigung von "New Bermuda" führte zu Wasserfällen in den Gesichtern der zahlreichen Versteher und Mitgeher, die DEAFHEAVEN spätestens seit "Sunbather" auf der Schulter sitzen. Aggressiv grenzenlos, grenzenlos aggressiv - aber zugleich tief melancholisch und stets mindestens eine Spur um die Ecke gedacht. Was die Band an Emotionsdynamit und Stimmungsrastern in ihr drittes Album pumpt, ist noch immer beachtlich. Knarzende Dronen, ein fernes Glockenläuten - dann zückt "Brought To The Water" den Flammenwerfer. "Where has my passion gone? Has it been carried off by some lonely driver in a line of florescent light?" fordert Clarke zu wissen, dazu treten Blastbeats und thrashige Riffs einen möglichen Lichtblick mit Füssen.
Durch das Gemetzel finden nach und nach verhallte Gitarrenmelodien und gedämpfte Postrockmomente ihren Weg an die farbenfrohe Oberfläche und vereinen spielerisch Apokalypse und Endzeitromantik. Diesem markanten Werk von DEAFHEAVEN fehlende Innovation zu unterstellen, wäre schlicht frevelhaft und ignorant. "Come Back" lenkt Gebretter und infernalisches Gekreische clever durch Shoegaze-Einstreuer und Sauerstoffpausen, dazu macht der Bay Area-Fünfer mutig Platz, um immer neuen Klangwelten Unterschlupf zu gewähren. Das Ergebnis wirkt in der Gesamtheit oft noch gefestigter als auf "Sunbather", Songwriting und Zusammenspiel von Clarke und Gitarrist Kerry McCoy abgestimmter und kerniger.
Fülle statt Hülle bieten die Zehnminüter "Baby Blue" und "Luna", ohne sich dabei in Endlosschleifen oder nackter Selbstbeweihräucherung zu verfangen. Ambience-Licks, dann ein Metalsolo im SLAYER-Shirt, dann verträumt epische Soundscapes. Der Härte ihrer Musik zum Trotz bleiben DEAFHEAVEN in jedem Augenblick konzentriert und detailbedacht. "Gifts For The Earth" liefert nach dem samtig bis brachialen Fegefeuer einen ganzen Katalog an Einflüssen, setzt einen poppigen Schellenkranz Clarkes höllischem Gesang entgegen aber bleibt erstaunlich greifbar und rockig.
Spätestens zum heimeligen Klavieroutro fällt der Blick und denkt zurück an all das, was "New Bermuda" bis dahin an Spannung und Theatralik lieferte. Nicht zuletzt dank artiger Produktions-Bügelfalte der Marke Jack Shirley läuft hier alles nach Plan und Struktur - nur eben diabolisch und in Wahnsinn badend. Ein "verflixtes drittes Album" soll es in der mittlerweile gar nicht mehr so kaputten Welt von DEAFHEAVEN nicht geben.
 

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.