Auf ihrer persoenlichen Mission Black Metal salonfaehig zu machen, gehen DEAFHEAVEN auch weiterhin aufs Ganze. Eventuelle Verluste nehmen die Kalifornier dabei ebenso in Kauf wie Ausfluege in die entlegendsten Postrockgefilde.
So unterschwellig und avantgardistisch wie das Quartett aus San Francisco verpackt kaum eine Band ihre Wurzeln. Dafuer ernten DEAFHEAVEN sowohl Hipster-Abitur als auch verstaendnislose Blicke aus den eigenen Genrereihen.
„Ordinary Corrupt Human Love“ mag klingen wie ein CONVERGE-Albumtitel - teilt sich aber hoechstens vom Niveau her das Klassenzimmer mit den Bostonern. Anspruch und Energie treten an gegen Poesie und Romantik. „You Without End“ beginnt wie ein typisches Intro mit Piano und weichen Drums, dann mischt George Clarke sein bestialisches Gekeife unter die Instrumentalschichten. Ein Verweis Richtung EXPLOSIONS IN THE SKY ist eher notwendig als freiwillig - „Honeycomb“ ist im Anschluss direkter und definitiv eines der Aushaengeschilder des „New Bermuda“ Nachfolgers. DEAFHEAVEN verknuepfen Armageddon mit Picknick im Park und klingen dabei selbstbewusst und ueberlegen.
„Near“ ist ein zunaechst instrumentales Interlude welches aufzeigt wie mutige THRICE oder LONG DISTANCE CALLING eine B-Seite ausklingen lassen wuerden. Der Titel „Ordinary Corrupt Human Love“ ist dem Schriftsteller Graham Greene entliehen und entschaerft im Hause DEAFHEAVEN vor allem das Brachiale und Unerwartete. „Glint“ ist die Ausnahme und entdeckt ueber zehn Minuten zuerst spacige Welten, die der Fuenfer dann grinsend untergehen laesst. Gerne aber genehmigen sich die sieben Songs auch mal eine Postrock-Extrawurst, die bei einer Stunde Spielzeit eher langwierig bis zaeh wirkt. Weniger Uberraschungen als „New Bermuda“ oder gar „Sunbather“ und bloss ausgewaehlte Soundclash-Momente nehmen „Ordinary Corrupt Human Love“ manchmal den Wind aus den Segeln wenngleich sich DEAFHEAVEN keinesfalls zurueck entwickeln. Dennoch: Ein Postrock-Standard wie „Night People“ haette auf den Vorgaengeralben kaum Platz gefunden und wirkt wahrlich auch als Quasi-Intro von „Worthless Animal“ deplatziert. Nach „Ordinary Corrupt Human Love“ liegt es allein an DEAFHEAVEN, die Spannung und Guete ihres markanten Stils zu bewahren oder besser nochmals zu verfeinern.