Wenn man die Definition des Stinknormalen auf eine Silberscheibe pressen könnte, entstünde ein Album von DECADE: Mit „Pleasantries“ („Scherze“) ist ein leicht verdaulicher Long Player über die weniger amüsanten Seiten des Lebens entstanden.
Und davon gibt es offenbar genug um ganze elf Tracks aufzustellen. Feiern gegen unangenehme Gedanken, der Liebe geschuldete Blindheit oder das sich selbst auferlegte jüngste Gericht, wenn man als pickelgeplagter Teenager peinliche Situationen aus der Vergangenheit im Kopf durchspielt: Sears & Co. befassen sich mit solch alltäglichen Problemen, dass man zwischendurch das Liedchen über den lästigen Abwasch vermisst. Vertont mit dem heiteren Sound der Band bewegt sich das Album gefährlich nah an der Grenze zur Belanglosigkeit.
Zumindest das von Grunge geprägte „Turn Off Your TV“, eine Kritik an der allgemeinen Bildschirmsucht, geht über derartige Mikro-Strapazen hinaus. Der Rest hingegen wirkt wie eine Ode an das Unspektakuläre. Schon zum Album-Einstieg bekundet „Human Being“ so viel Verständnis für Menschen und ihre Macken, dass die eben erwähnte Verdaulichkeit wohl noch einmal revidiert werden muss: Haben wir uns etwa schon wieder die Wunde aufgekratzt, wohlwissend, dass es bluten würde? Oder uns schaulustig einem Unfall zugewandt? Wir seltsamen Geschöpfe. Zum Glück erteilt Sears unserer Spezies die Absolution im Kalenderspruchformat: „Feeling weird is okay / We all feel strange from day to day / It’s what it means to exist“ („Capsules“ ). Herrje.
In ebenjenem Song heißt es aber auch: „And I’ll never get this right / But fucking everything up makes me feel alive.“ Ein Moment der Einsicht? Nein, so ganz haben DECADE ihr neues Album nicht in den Sand gesetzt, immerhin sind die Songs schmissig und sauber. Ob hoch, tief, laut, leise: Sears’ Stimme eignet sich für poppige Punknummern im Radio wie auch für Balladen gleichermaßen gut. Die kräftige Vocal-Unterstützung in „Daisy May“ könnte allerdings auch gleich das Mikro an sich reißen, denn eine kratzigere Stimme hätte diese an sich solide Platte vom Beigeschmack der Gute-Laune-Musik erlöst. Wem dieser aber gelegen kommt, ist hier gut bedient. Schließlich brauchen wir alle mal eine Auszeit von unserem Masochismus – ganz normal eben.