»Ich weiß nicht, wieso ich das tue, es ist fast ein innerer Zwang, der mich dazu treibt. Vielleicht fürchte ich, wenn ich anders könnte, würde ich langsam aufhören, ein Mensch zu sein, und würde bald schmutzig und stinkend umherkriechen und unverständliche Laute ausstoßen. Nicht, dass ich fürchtete, ein Tier zu werden, das wäre nicht sehr schlimm, aber ein Mensch kann niemals ein Tier werden, er stürzt am Tier vorüber in einen Abgrund.« (Marlen Haushofer: Die Wand (1963))
›Die Wand‹ schildert auf dreihundert Seiten die Robinsonade einer Frau im postnuklearen Zeitalter, geschrieben vor einem halben Jahrhundert. Eine Geschichte um den Rückzug und den Umgang mit der Einfachheit und Einsamkeit, ohne Ausblick, ohne Zukunft. Reduziert auf das zum Überleben Notwendige. Schlaf, Nahrungsbeschaffung, Arbeit. Berge, Wald, Wiesen. Wetter, Jahreszeiten, Ruhe. Die einzigen relevanten Beziehungen sind diejenigen der Protagonistin zu sich selbst und zu ihren Tieren: Kühe, Katzen, ein Hund (aus einer „Lesen Sehen Denken“ Rezension, nachzulesen hier: http://lesensehendenken.blogspot.de/2012/11/marlen-haushofer-die-wand-1963.html)
Das dem Album vorangestellte Zitat und die philosophische Message ist der Beginn einer Reise. Für mich persönlich endet diese wieder in den Armen von DER WEG EINER FREIHEIT, die ich mit dem letzten Werk verlassen habe. Die Einzigartigkeit dieser Band wird auf den 5 Wegpunkten manifestiert, es gibt im Bereich des postapokalyptischen Black Metals keine vergleichbare Referenz, weder national noch international. Zudem ist mit „Aufbruch“ als Beginn einer der besten Black Metal Songs aller Zeiten dem Werk vorangestellt worden. Auf diesem thronen sogar hymnische Gesangsparts, die genial in den Gesamtkontext dieses einzigartigen Tracks eingebaut wurden. Aber auch alle weiteren Stationen ("Skepsis I" ist ein Instrumentalstück) bieten neben einer gewohnt wuchtigen Produktion (dazu die Band: »This album and its production process was one of the biggest challenges of our lives so far. Due to the fact that we took the whole production in our own hands, we had full control over everything but of course it was also hard work to achieve our vision and the sound we were looking for«) die gefangen nehmende Aneinanderreihung von einfühlsamen, teils zerbrechlich wirkenden Arrangements und drückenden, teils groovenden, bis hin zu in schiere Raserei ausufernden Momenten.
Alles beim Alten? Was aber genau ist aber (meiner Meinung nach) anders respektive besser als auf dem Vorgänger? Zum Einen erklingt das Shouting von Nikita ausgefeilter, reifer, einfach bissiger und besser. Mit diesem Album ist somit der Weggang von Tobias endgültig egalisiert worden. Zum Anderen verläuft der Spannungsbogen mitreißender, die Gefühlsschwankungen innerhalb der Songs schlagen in alle Richtungen aus, so dass beim Hören mehrere Seismographen verschlissen wurden.
Auch inhaltlich kann sich wie mit jedem Werk dieser Band beschäftigt werden, aber das eingangs Gesagte stellte für mich persönlich eine besondere Beziehung zur musikalischen Ausrichtung dar. Die Texte strahlen eine kompositorische Stärke aus, die immer wieder kongenial durch das klirrend kalte Harmonieverständnis des Black Metals umgarnt wird. Somit lässt das Fazit nur den Schluss zu, dass diese Band etwas ganz Besonderes ist!