Plattenkritik

DOOL - Summerland

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Info

Release Date: 10.04.2020
Datum Review: 16.04.2020
Format: CD Digital

Tracklist

 

1. Sulphur & starlight
2. Wolf moon
3. God particle
4. Summerland
5. A glass forest
6. The well's run dry
7. Ode to the future
8. Be your sins
9. Dust & shadow

Band Mitglieder

 

Ryanne van Dorst - Vocals, Guitar
Nick Polak - Guitar
Omar Iskandr - Guitar
Job van de Zande - Bass
Micha Haring - Drums

DOOL - Summerland

 

 

DOOL kamen mit ihrem gefeierten Auftritt auf dem Roadburn 2016 für viele quasi aus dem Nichts. Dabei war Frontfrau Ryanne van Dorst zu diesem Zeitpunkt in den Niederlanden schon länger ein Star (u. a. als ELLE BANDITA) und neben der Sängerin/Gitarristin tummeln sich außerdem mehrere ehemalige Mitglieder der legendären Okkult-Rocker THE DEVIL'S BLOOD im Line-up. So sind Qualität und Erfolg des Debüts "Here Now, There Then" nichtzuletzt auch auf die Erfahrung der beteiligten Musiker zurückzuführen und mit ihrer fesselnden Rockmusik, umweht von einem latenten Gothic-Hauch, einer Prise Postpunk und einem Schuss Doom konnten die Holländer Kritiker wie Fans begeistern.

 

Nun ist mit "Summerland" der zweite Langspieler der Truppe aus Rotterdam erschienen und auch wenn auf die teils etwas kantigeren Ansätze von "Here Now, There Then" verzichtet wird, so steht das neue Werk dem Debüt doch in nichts nach. Mit dem Eröffnungsdoppel "Sulphur & Starlight" und "Wolf Moon" stehen die beiden wohl eingängigsten Nummern direkt am Anfang des Albums, wobei Eingängigkeit hier nicht gleichbedeutend mit Simplizität ist. Beide Stücke glänzen mit großen Refrains, weisen mit ihrem gleichsam verspielten wie zielgerichteten Gitarrenspiel und Ryanne van Dorsts tiefem, fast rauchigem Gesang, der immer irgendwo zwischen Coolness und Leidenschaft pendelt, bereits alle Merkmale auf, die "Summerland" zu einem so magischen Erlebnis machen.

 

 

Die Atmosphäre ist zwar generell eher melancholisch, das titelgebende "Summerland" beschreibt Ryanne van Dorst jedoch als eine Art Nirwana bzw. einen persönlichen Idealzustand und auch besagte melancholische Grundstimmung driftet nie wirklich ins Negative ab, vielmehr bietet "Summerland" eine träumerische, nahezu meditative Erfahrung. Dabei schaffen es DOOL durchgehend, verspielte und mitunter recht progressive Songstrukturen so zu formulieren, dass sie trotz einer gewissen Komplexität doch problemlos ins Ohr gehen und man nie den Faden verliert oder im Nebel verloren geht.

 

Ein besonderes Merkmal der Musik von DOOL ist außerdem ihre Eigenständigkeit, denn auch wenn die Holländer natürlich insgesamt mit bekannten Zutaten hantieren, so fallen einem beim Hören dann doch nicht wirklich direkte Vergleiche ein. Bei "Be Your Sins" schimmert ein wenig GHOST durch, wobei der gute Herr Forge ja selbst fleissig die 70er und 80er zitiert und Bands wie BLUE ÖYSTER CULT sicherlich auch für DOOL einen großen Einfluss darstellen. Rein atmosphärisch befindet man sich hier vielleicht noch am ehesten in der Nähe von THE DEVIL'S BLOOD, aber auch diese gingen sowohl musikalisch als natürlich auch inhaltlich einen etwas anderen Weg.

 

Insgesamt kochen DOOL einfach ihr ganz eigenes Süppchen und haben mit "Summerland" ein unaufgeregtes, atmosphärisch dichtes Rockalbum aufgenommen, welches Zugänglichkeit und Tiefe nahezu traumwandlerisch miteinander verbindet.

 

Autor

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Hans

Autoren Bio

Meine großen Leidenschaften: Literatur und laute Musik. Plattenkritiken liegen nahe.