Plattenkritik

DRAGONLORD - Dominion

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Info

Release Date: 21.09.2018
Datum Review: 26.09.2018
Format: CD Vinyl Digital

Tracklist

 

01. Entrance
02. Dominion
03. Ominous Premonition
04. Lamia
05. Love Of The Damned
06. Northlanders
07. The Discord Of Melkor
08. Serpents Of Fire

Band Mitglieder

 

Keyboards, Piano, Orchestrations: Lyle Livingston
Vocals, Guitars, Bass: Eric Peterson
Drums: Alex Bent
Female Vocals: Leah McHenry

DRAGONLORD - Dominion

 

 

Auch wenn der Name anderes vermuten lässt, so handelt es sich bei DRAGONLORD nicht etwa um irgendeine einfallslose True-Metal-Kapelle aus Buxtehude (auch wenn der Name wirklich, wirklich einfallslos ist). Tatsächlich können DRAGONLORD einiges an metallischer Prominenz in die Waagschale werfen, ist der Hauptinitiator hinter der ganzen Chose doch kein geringerer als Eric Peterson, seines Zeichens Gitarrist und einziges verbleibendes Gründungsmitglied der legendären Bay-Area-Thrasher TESTAMENT. Ebenfalls zum Line-Up gehörten in der Vergangenheit u. A. Bandkollege Steve Di Giorgio (TESTAMENT) und SADUS-Trommler Jon Allen, während heuer Alex Bent (TRIVIUM) die Felle gerbt. Bekannte Gesichter waren und sind also zur Genüge bei DRAGONLORD vertreten.

 

Warum die Band vermutlich trotzdem nicht jedem Metalhead ein Begriff ist mag vor allem an den unregelmäßigen Veröffentlichungsabständen liegen, handelt es sich bei "Dominion" doch erst um das dritte Album seit der Gründung im Jahre 2001. Während zwischen dem Debüt "Rapture" (2001) und dem Zweitling "Black Winds of Destiny" (2005) "nur" vier Jahre lagen, sind seit letzterem Album immerhin stolze dreizehn Lenze ins Land gezogen. Geschuldet sind diese langen Ruhephasen ganz einfach der Tatsache, dass es sich für Bandkopf Peterson bei DRAGONLORD ausdrücklich um eine Nebenspielwiese handelt, TESTAMENT sind ja nun auch nicht unbedingt faul und haben klar Priorität.

 

Nun aber genug Geschichtsunterricht, zur Musik. Statt mit ihrem illustren Thrash-Background eben genau diese Musik auch zu zocken, haben sich Eric Peterson und seine Drachenfürsten ganz dem symphonischen Black Metal verschrieben. Und zwar nicht der minimalistisch produzierten Sorte, wie ihn alte Haudegen wie Limbonic Art fabrizieren. In Sachen Bombast wird geklotzt, um den Vergleich mit Szenegrößen wie CRADLE OF FILTH und DIMMU BORGIR kommt man also kaum umhin. Und tatsächlich erinnert hier einiges an die britischen Vampire, besonders die schaurigen Keyboardpassagen, und die norwegischen Satansbraten, primär an deren mittlere Phase ("Enthrone Darkness Triumphant" bis "Death Cult Armageddon") vor dem kompletten symphonischen Overkill.

 

Von einem müden Abklatsch kann allerdings auch keine Rede sein, denn offensichtlich hegt Peterson durchaus eine Leidenschaft für diese Art von Musik und macht obendrein einiges besser, als grade die DIMMUS das heute tun. Trotz allem Bombast ist "Dominion" nämlich vor allem eines: ein Metal-Album. Wo die Gitarren bei Shagrath und Co. auf den letzten Alben eher als Untefütterung besagten symphonischen Overkills dienten, stehen sie bei DRAGONLORD ganz klar im Vordergrund.

 

Zwar schreit schon der nach dem Intro platzierte Titeltrack förmlich Déjà-Vu, Petersons vordergründiger Einsatz messerscharfer Riffs und toller Melodien lässt diesbezüglich aber einiges verzeihen und dürfte all jenen, die mit der aktuellen Ausrichtung der norwegischen Kollegen nicht mehr so ganz glücklich sind, Freudentränen in die Augen treiben. Bei "Ominous Premonition" schimmern gar alte EMPEROR mit besserer Produktion durch und auch eine gewisse Thrash-Kante lässt sich nicht verleugnen.

Dazu beherrscht Peterson, der hier auch am Mikro steht, nicht nur das typische Shagrath-Gedächtnis-Krächzen, sondern überrascht auch mit recht kompetentem Klargesang, meist im Duett mit weiblicher Unterstützung wie bei "Lamia" oder dem mit einem Hauch Gothic versehenen "Love of the Damned". Damit stehen die beiden etwas experimentelleren Stücke in der Mitte des Albums, während die letzten drei Nummern die eingangs erwähnte Melange aus saftiger Riffgewalt und opulentem Keyboardeinsatz fortführen, sich aufgrund ihrer Länge aber ein wenig in etwas zu ausladenden Instrumentalorgien verrennen. Zwar ist das letzte Drittel des Albums keinesfalls schlecht, aber durchaus etwas anstrengender als unbedingt nötig gewesen wäre.

 

Unterm Strich ist "Dominion" sicherlich kein Paradebeispiel in Sachen Eigenständigkeit, es klingt aber definitiv nach mehr als dem Spaßprojekt eines alten Thrash-Haudegens und transportiert glaubhaft den Eindruck, dass es sich hierbei für Peterson um eine Herzensangelegenheit handelt. Darüber hinaus schaffen es DRAGONLORD stellenweise durchaus, den Szenegrößen ein lange Nase zu machen.

 

 

 

Autor

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Hans

Autoren Bio

Meine großen Leidenschaften: Literatur und laute Musik. Plattenkritiken liegen nahe.