Eine neue Errungenschaft für den Plattenschrank. Wie sich das gehört erstmal die Folie abpopeln und als erstes die Betriebsanleitung studieren. Die liefern DREI METER FELDWEG vorrausschauend mit. Könnte ja, sein, dass man bei all dem Digitalscheiß vergisst, wie das mit der Hardwaremusik geht. Punkt eins schreibt vor, gekühlte Biere und Schnäpse bereitzustellen. Kurzer Check: Vorhanden. Alle weiteren Schritte penibel beachtet und angewandt. Kommen wir also zu Kritik. Man legt die Punkrockcheckliste und Stift beim ersten Genuss neben Bier und Schnaps parat.
Musikalität:
Offbeat- Check
Gitarren verzerrt, schnell und laut- Check
Temporärer Einsatz von Gebläse- Check
Pogofaktor- eine glatte 10 von 10 bei den meisten Songs
Ausreichend mitgröhlbare Choruse auf A und O (oder heißt das Choren?) - Check
Temporärer Einsatz einer Zweitstimme zur Verstärkung der Melodie- Check
Ohrwurmqualität- Check
Inhalt:
Konsumkritik- Check
Kritik der Arbeit- Check
Medienkritik- Check
Antifaschismus- Check
Kritik an Kleinbürgerlichkeit- Check
Aufruf, alternative Strukturen aufrecht zu erhalten- Check
Aufruf zu Solidarität- Check
Aufruf zu Alkoholismus- Check
Hirn- Check
Galgenhumor- Check
Fraglich bleibt der Fakt, warum mindestens zwei Frauen in "Auf dem Meer" und "Echtes Liebeslied" auf brutalste Weise umgebracht werden. "Zwei Männer" sucht den Grund für Konflikte im Streit von Männern um Frauen. Problem der Bandmitglieder mit Frauen? Ein Aufschrei gegen Gewalt an Frauen? Kritik des Patriarchats? Ratlosigkeit oder Interpretationsspielraum? Aber evtl. kann man das auch erstmal auf die Seite schieben.
"HYPERMAXX 4000" ist das zweite Album der jungen Herren aus der Lüneburger Heide. Es beweist einmal mehr, dass sehr guter Punkrock nicht zwangsläufig Schmuddelecken gentrifizierter Großstädte braucht, um zu wachsen. Anticastorbewegung, alternative Wohnprojekte, kulturelle Landpartie und Landluft scheinen ziemlich offensichtlich auch zu helfen. Grundsätzlich eine fantastische Platte, um in diesen Zeiten durch den Frühling zu pogen. DREI METER FELDWEG könnten in die Fußspuren von FEINE SAHNE FISCHFILET treten. Wahlweise sicherlich auch einfach mit ihnen Hand in Hand im Punkrockwunderland herumspringen. Eine Platte, die Schwung gibt, mal wieder selber laut und aktiv zu werden oder den Antrieb aufrecht zu erhalten. Mehr Punkrock geht ja eigentlich auch nicht mehr. Bei all der beinhalteten Kapitalismuskritik: Kaufen! Auf Konzerte gehen! Aber dabei nicht vergessen, dass das Alerta antifascista auf die Straße gehört. Und zwar immer und immer laut. Prost!