Wer sich stets brav an Mamas Mahnung „Nach dem Pinkeln Hände waschen“ erinnert, hat beim ein oder anderen Raststätten- oder Restaurantbesuch eventuell schon anderweitige Begegnungen mit „Dan Dryer“-Produkten gemacht, als bloß die Rockmusik bezogenen. Das Prinzip bleibt auf und nach „Barfights And Drunken Nights“ ähnlich: Kurz einmal alles anfeuchten, dann wild umherwischen, trocken reiben und schön gewesen. Und weil so schön alltäglich: Schwamm drüber.
Touren im PKW war einmal, denn DAN DRYERS sind gar zu sechst und rühren in ihren dreckigen Punkrock´N´Roll ganze drei Powerchord greifende Hände ein. Da das Extremsportensemble um Busty Wolter (Motocross) und Downhillaxt Frank „Lippe“ Weckert offensichtlich noch mehr Ärsche treten wollte, verpflichtete man ehrenvoll den ehemaligen HEARTBREAK MOTEL-Rhythmuszirkus um Gitarrist Teppich und Trommler Fre. Vom Albumtitel her knapp an einem Schülerbanderstschlag vorbei erinnernd, wird doch mit einschlägigem Vokabular wie „Guido Lucas“ und „BluBox Studios“ der Produktionshonig dick umhergeschmiert. „Bonehead“ und das cruisende „Mirror“ kommen dabei nur schwer aus dem Bett, „Rock´N´Roll Attitude“ entscheidet sich mit krächzend rotierender Stimme und undefinierter Backlinearbeit, lieber gleich liegen zu bleiben. Sänger Till Overwien ist stellenweise mitleidig zu beäugen, wenn er überfordert und orientierungslos versucht, seine spärlichen Texte in die Takte seiner Mitstreiter zu drücken. Was auf dem Mountainbike und bei ähnlichen Suizidhobbyauslegungen zu koordinierten und glanzvollen Ergebnissen führt, lassen belächelte Zeilen wie „I Ride Bikes, I Fly High, I Do Tricks In The Sky“ schneller in der Transitionversenkung verschwinden, als der Fünfklässler ohne Melden „BMX“ sagen kann.
„Clue“ fehlt einfach der Druck, den der Songaufbau erst prophezeit und übertragen müsste, würden bewanderte Schrammler wie DANKO JONES sich ihm annehmen. Zu roh und ungedrungen, fast nackt steht „Barfight And Drunken Nights“ da, wenn spätestens ab „Memories“ auch noch das Melodienpotential den Bach runtergeht. Wo die Eier dick und die Gitarren MOTÖRHEAD-triefend tief hängen wollen, kann eine zitternde und halbgare Stimme neben (statt auf) dem musikalischen Skizzengerüst nur für ein hoffendes Naserümpfen sorgen.
DAN DRYERS wollen und drängeln, aber finden keinen Platz und kaum eine Nische auf der linken Spur. Bei ausreichendem Elan empfiehlt sich hier die außergerichtliche Scheidung, nach der das Ehepaar Rockmusik und Randsportart(en) zwar noch Hand in Hand ausgehen dürfen, sich jedoch nicht mehr Bett und Tourbus teilen. Schweiß weg, Schmutz beseitigt, Luft raus.
Trackliste:
01. Glory Days
02. Bike Ride
03. Bonehead
04. Clue
05. Bar Fights & Drunken Nights
06. Memories
07. Mirror
08. Party Life
09. Passed By
10. 99th Floor
11. Rock´N´Roll Attitude
12. Stay With Me