Plattenkritik

Das Fest - Das Fest

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Release Date: 23.07.2010
Datum Review: 15.10.2010

Das Fest - Das Fest

 

 

Neulich erst mit EPILOG das düstere „Wille und Wahn“ veröffentlicht, jetzt wieder mit OMEGA TAKESCHI am Start (oder umgekehrt): MISANTHROP kann sich zurzeit sicherlich nicht über Langweile beklagen. Wobei er – wie auch auf „Wille und Wahn“ – eher selten selbst zu Wort kommt und sich lieber mit voller Konzentration den Beats widmet. Das ist dann eher OMEGA TAKESCHIs Job, welcher neben 88:KOMAFLASH mit seinem neuen Projekt DAS FEST nun eine weitere Plattform für seine Worte gefunden hat.

Was genau er uns mit diesen nun sagen will bleibt ungewiss: Hier ein bisschen Lebenszynismus, da ein wenig unscharfe Kapitalismuskritik, und generell: Nie einem Konzept, nie einem Hauptmotiv untergeordnet. Damit ist „Das Fest“ schon eher eine einfache und unbekümmerte HipHop-Platte als es zum Beispiel MISANTROPHs „Wille und Wahn“ ist – zynisch und launisch ist das Ganze aber unterm Strich eben dennoch. Dazu – und zu der Tatsache, dass auch OMEGA TAKESCHI nicht immer unbedingt auf Rhyhmes Wert legt – passt natürlich dass wiedermal AUDIO88 für einen Song („Matathonmann“) mit ins Boot geholt wurde. Auch hier gilt: Keine hundertprozentige Ernsthaftigkeit, aber eben zynisch und mit Augenzwinkern versehen.

Dass sich aber DAS FEST konkreten Aussagen etwas verweigern stört etwas den Gesamteindruck des Albums. Viel wird geredet, viel wird angeschrammt, doch nie machen DAS FEST wirklich einen Punkt und führen aus was da als Standpunkt verstanden werden soll. Das lässt Deutungsfreiheit, lässt einen aber in gewisser Weise auch im Regen stehen, geschweige denn dass einen die Chance gegeben wird zu verstehen was genau DAS FEST überhaupt wollen. Auch musikalisch spaltet mich diese Unentschlossenheit: Wollen DAS FEST nun heiteren Zynismus („Blaue Fessel“) oder träge Gesellschaftskritik („Kardinaltugenden“) verkörpern? Oder doch beides? Ganz so schlau werd ich nicht aus dem hier gebotenen, doch in jedem Fall gilt: Musikalisch ist das größtenteils echt okay, wenn nicht sogar sehr gut. Und vor allem MISANTHROP kann hier kein Vorwurf gemacht haben, da seine Beats vielschichtig und zugleich angenehm wuchtig sind und der überraschend starke Schwerpunkt aufs Scratching nur gelobt werden kann. Für wem diese Brücke aus unkonventionell und klassisch, aus kritisch und locker interessant klingt, nur zu – es sind dieses Jahr bestimmt schlechtere HipHop-Platten erschienen. Ganz bestimmt.

Tracklist:

1. Blaue Fessel
2. F.E.S.T.
3. Über Zeit
4. (tomorrow)
5. Zukunft Baby, Zukunft!
6. Abrissbirne
7. Paragleiter
8. Kardinaltugenden
9. Marathonmann
A. Teleskope
B. Stahlkopfroboter
C. Ausis

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Olivier H.

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"They said, Do you believe in life after death? I said I believe in life after birth" - Cursed