"Us do opposite of all Earthly things! Us hate beauty! Us love ugliness! Is big crime to make anything perfect on Bizarro World!"
So lautet der Code der Bizarro World gemäss den DC Comics aus den frühen 60ern wo diese das komplette Gegenteil der Erde darstellen soll. Im Jahre 2011 haben sich Deadlock den Namen geschnappt und auf ihr neuestes Werk als Titel geklebt. Wobei sich das Motto Bizarro World, wie wir später sehen werden, wie ein roter Faden durch die Texte ziehen wird.
Bezüglich Deadlock war es ja spannend wohin die Reise musikalisch gehen wird. Zum einen sind Deadlock eine Band die sich, von den sehr Vegan-Straight Edge lastigen Anfangstagen mal abgesehen, noch nie in ein Szene Muster pressen liess. Und zum anderen hat sich die Band schon immer sehr experimentierfreudig und evolutionär gezeigt. So fand man auf den Vorgänger Alben Techno Interludes die nach einer Guest Performance von HP Baxter geschrieen haben oder Hip Hop Parts. Allerdings muss man zugeben dass die Überraschungs Gags spätestens mit dem Bizarro World Vorgänger Manifesto schön aber eben nicht mehr überraschend waren.
Nehmen wir es gleich vorweg: die eine Fraktion wird Bizarro World hassen wie die Pest und laut „langweilig“ in Richtung Deadlock rufen und die andere Fraktion wird Bizarro World richtig stark finden.
Musikalisch und kreativ haben Deadlock auf Bizarro World nämlich eine sehr schlüssige Konsolidierung ihres bisherigen Schaffens durchgeführt und gänzlich auf die weiter oben genannten Überraschungen verzichtet. Haben Deadlock auf den Vorgänger Alben hier und da mit einem Augenzwinkern mit irgendwelchen dämlichen Szene Klischees gespielt so nehmen sie sich auf Bizarro World sehr ernst und schauen nur noch auf sich und nicht auf das was andere machen. Auffällig ist das, wen mag es überrschen, beim Einsatz der Stimmen von Sabine und Joe. Mit Bizarro World hatte ich zum ersten Mal das Gefühl dass Sabine so richtig im Songwriting der Band angekommen ist. In schönster Abwechslung geht bei den Songs einmal Joe mit seinen Growls in den Lead und Sabine fungiert als Backup im Refrain und bei anderen Songs ist es genau umgekehrt. So ist der erste Song von Bizarro World ein typischer Deadlock Song wie man ihn bisher kannte: direkter Einstieg mit den klassichen Deadlock Trademarks (groovige Rythmus Section und passendes Gitarrengefrickel) und Joes Growls. Im Refrain kommt wieder Sabine zum Tragen und man muss sagen, die wird von Album zu Album immer besser. Soweit so bekannt. Im zweiten Song werden die Vorzeichen schon gedreht: zum einen erhalten ein paar Synthie Elemente tragenden Einzug in das sehr melodiöse Songwriting ohne jedoch aufdringlich zu wirken und zum anderen wurde der Song komplett auf Sabine ausgerichtet und Joe tritt hier gar nicht in Erscheinung. Song Nummer drei „Falling Skywards“ bringt dann wieder die nötige Härte ins Spiel und springt mit einem perfekt zu Joe passenden Song voll aufs Gaspedal. Im weiteren Verlauf des Albungs sind insbesondere noch „You Left Me Dead“ mit seiner sehr poppigen, leicht balladesken Ausrichtung die durch einige härtere Gitarrenparts aufgewertet wird und „Brutal Romance“, ein typischer Deadlock Song mit einem Refrain der so richtig catchy ist ohne kitschig zu wirken, hervorzuheben. Gegen Ende des Albums wird das Motto „Bizarro World“ auch noch direkt in Form des Songtitels „Htrae“ (Earth umgekehrt, eine Alternativ Bezeichnung für die Bizarro World in den DC Comics), einem durchaus hymnischen Lied, aufgegriffen. Etwas subtiler ist das bei Titeln wie „Falling Skywards“ und den Bandfotos im Artwork der Fall.
Über das gesamte Album betrachtet sind auch keine elektronischen Überraschungs-Momente nötig, Deadlock haben diese Stilelemente gekonnt in zahlreiche Songs einfliessen lassen.
Am Ende des Tages kann man sagen, dass Deadlock sich noch nie reifer wie jetzt präsentiert haben. Bizarro World strotzt vor Selbstbewusstsein ohne einen auf dicke Eier zu machen und zeigt, dass sich Deadlock ihrer Stärken bewusst sind und in der Lage sind diese unaufgesetzt in stimmige Songs zu packen. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass Sabine Scherer erst auf Bizarro World so richtig in Deadlock angekommen ist. Aus Sicht von Deadlock ist Bizarro World ein nötiger und richtiger Schritt der eindrucksvoll beweist, dass Deadlock aus guten bis hervorragenden Musikern besteht, die in der Lage sind bessere Songs zu Schreiben als die meisten melodischen Metal(core) Bands da draussen. Hier ist insbesondere die Arbeit von Sebastian Reichl als Hauptsongwriter, Gitarrenguru und Produzent hervorzuheben. Polarisieren wird die Platte in jedem Fall und das ist auch nicht zwingend negativ.