Plattenkritik

Deathspell Omega - Paracletus

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Release Date: 08.11.2010
Datum Review: 13.11.2010

Deathspell Omega - Paracletus

 

 

Ist es nicht die eigene Existenz, die einem am meisten Angst macht, oder zumindest Angst machen sollte? Denn dadurch dass wir existieren kann überhaupt erst ein Unbehagen darüber entstehen, dass wir es vielleicht irgendwann nicht mehr tun. Und was folgt dann? Himmel? Hölle? Etwas völlig anderes? Oder einfach nur, ja: nichts?!

Ein Gedanke, der mir hin und wieder Sorgen bereitet; wenn ich nachts im dunklen Zimmer im Bett liege, kein Auge zu bekomme und in Gedanken verfalle. Ansonsten tue ich das, was der Mensch am meisten kann: Ich verdränge es.

Beim Hören von DEATHSPELL OMEGA kann ich das aber nicht. Nicht (nur) weil textliche diese metaphysische Ebene behandelt wird, vielmehr weil ihre Musik mehr als nur Standard-Black-Metal ist – die Musik geht tiefer. Und als ich eines ihrer Werke - „Si Monumentum Requires, Circumspice“ - das erste Mal hörte, da bekam ich es doch tatsächlich mit so etwas wie Angst zu tun. Das mochte an meinem Alter liegen, an den satanistischen Tendenzen, die mich damals in ihrer Form der Präsentation beunruhigten, als könnte mich nur das Hören dieses Albums in die Hölle katapultieren. Doch auch heute jagt mir diese Band einen Schauer über den Rücken. Ihre Musik hat etwas, etwas spezielles, ja etwas, was einen eigentlich berunruhigen sollte. Sie bohrt sich tief in die tiefsten aller Tiefen des Gemüts, entnimmt das was sie findet und verstreut es wild um sich herum.

„Paracletus“ heißt das neue DEATHSPELL-OMEGA-Album – der letzte Teil jener Trilogie, welche damals mit „Si Monumentum Requires, Circumspice“ ihren Anfang fand. Geändert hat sich dabei nur die Art, wie dieses bohren in den dunkelsten Tiefen von statten geht, nicht aber der Ausdruck selbst. Bot „Si Monumentum, Requires“ beispielsweise zahlreiche Interludes, (wirklich gruselig in Szene gesetzten) Kirchengesang und generell viel Drumherum, wirkt „Paracletus“ schlanker, auf den Punkt kommender. Auch wirkt „Paracletus“ oftmals überraschend greifbar (für ein DEATHSPELL-OMEGA-Album), ganz im Vergleich zum letzten Output der Band, der „Chaining the Katechon“, welche lediglich aus einen 22-minütigen, dabei mit Chaos und Dissonanzen alles zerstörenden Track bestand. Im Fokus stehen aber natürlich nach wie vor diese Gänsehaut-Riffs; dieses hypnotische, um einen kreisende, dieses unheimliche – und Chaos und Dissonanzen, davon haben DEATHSPELL OMEGA natürlich auch immer noch reichlich an Bord.

DEATHSPELL OMEGA sind für die einen die gehypteste, für die anderen die schlichtweg beste Black-Metal-Band dieser Zeit. Große Worte – doch wer Alben wie die letzten Werke dieser Band in seiner Vita hat, und wer nun wieder ein Album wie „Paracletus“ vorlegt, der darf zu Recht mit großen Lorbeeren bestückt werden. Gleichzeitig verkörpern DEATHSPELL OMEGA klassische Themen des Black Metals wie Satanismus, Religion und Metaphysik oder Gefühle wie Angst und Unbehagen auf völlig eigene, völlig neue Art. Und das in einer Art, welche ähnlich schwer zu erklären und zu fassen ist wie das mit der Existenz und all dem herum selbst. Und besser kann man sich so nicht auf solch einem Terrain bewegen.

Tracklist:

1. Epiklesis I
2. Wings Of Predation
3. Abscission
4. Dearth
5. Phosphene
6. Epiklesis II
7. Malconfort
8. Have You Beheld The Fevers?
9. Devouring Famine
10. Apokatastasis Pantôn

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Olivier H.

Autoren Bio

"They said, Do you believe in life after death? I said I believe in life after birth" - Cursed