Ach, wie nett! Mit einem druckvollen melodischen Mix aus Hardcore und Alternative sind DECREW aus Italien mein derzeitiger Geheimtipp. Die Combo besteht bereits seit 1989, ist mir aber bislang völlig fremd gewesen. Mit ihrem ersten Debut „Green As I Wish“ zogen sie bereits durch deutsche, österreichische und schweizerische Landen und „Dynamics Of Human Behaviour“ mag sie nun noch weiter als über jene Landesgrenzen hinaustragen, denn dynamisch ist das absolut passende Wort um die Band zu umschreiben. Die Songs balancieren zwischen (beinah)poppigem Alternativ, Hardcore, Screamo und der vertrakt melodiösen Art von Bands wie POISON THE WELL. Aber trotz all dieser verschiedener Einflüsse, behält man eine Richtung konstant bei und so ist es ein wundervoll homogen klingendes Album geworden. Die Melodien im Opener ‚Clean Me’ (beispielsweise) sind keinesfalls ein Störfaktor, sondern unterstreichen dadurch die eigentliche Härte der Band. Ohne vom Gas zu gehen animieren DECREW zum Tanzen jeglicher Coleur und bedienen sich dabei der Rauhheit REFUSEDs, der melodischen Kompetenz THRICEs, dem Druck von PTW und der Härte SICK OF IT ALLs. Zum Reinhören empfehle ich unbedingt ‚Fast Hands, Slow Brain’, der zweite Track auf „Dynamic Of Human Behaviour“, denn das ist mein persönlicher Fave auf dem zweiten Silberling.
Der Sound: Nun keine Hausmarke á la Roadrunner oder Metal Blade, aber genau das ist auch gut so, denn er klingt etwas forscher, rabiater, aber keinesfalls indifferent! Gitarren und Bass harmonieren, obwohl ich den Bass etwas lauter abgemischt hätte, da er diesen netten THUMB Sound hat. Die Kick der Drums ist endlich mal nicht so weit Vorn, dass sie den Druck der Gitarren weg nimmt und die Toms sind etwas ‚tunnelig’, was den Livesound des Drumsets unterstreicht und das ganze an Intensität gewinnt. Sehr gut finde ich, dass der cleane Gesang und die Screams fast auf demselben Volumenlevel sind, wodurch bezüglich der Vocals keine Priorität gelegt wird, sondern ein Gleichgewicht und gesanglich schönes Klangbild geschaffen wurde.
Die technischen Finessen: Der Schreigesang bewegt sich im höher gelegenen Mittelfeld und ist somit sehr Nerven schonend. Fürderhin hat er einfach einen geilen angepissten und manchmal verzweifelten Ausdruck. Die cleanen Vocals hören sich für mich immer ein wenig nach EMIL BULLS (nur nicht so nasal) und JANE´S ADDICTION. Gediegene, vibratolose Melodien, die sich formidabel auf die Riffs legen, ohne jene aber stumpf mitzusingen. Manchmal wirkt es etwas sehr ‚laid back’, aber besonders in ‚From The Underground It Eats Up’ passt es einfach wieder ohne Mängelrüge. Die Gitarren sind simpler, schaffen aber enorme Atmosphäre, durch Quinten- und Terzspiel. Der Bass ist den Gitarren entsprechend ebenfalls nicht virtuos, füllt aber die Lücken mit Laufen aus, die die Gitarren nicht abdecken können und somit ergibt sich mit dem soliden Drumspiel, das ein wenig an den guten alten Taylor Hawkins (FOO FIGHTERS) erinnert, ein gemeinsames Level der Fertigkeiten. Man ist also eins, nicht die Art von Band, wo besonders einer rausfällt. Zumindest musikalisch nicht.
Sehr gefallen hat mir einfach die Art, wie sie Härte und Melodie mischen und das auf beeindruckend gut klingende simple Art und Weise. Sie erschaffen einen unglaublichen Druck, sind aber auch keine Knüppelband. Schön!
Tracklist
1. Clean me
2. Fast hands, slow brain
3. 7 times dead
4. You watch my face
5. From the underground it eats up
6. Chalk people
7. Phard bore
8. Less dreams, more fish
9. The enemy
10. L.I.P.H.I.S.