Die Deftones sind Visionäre und Pioniere zur gleichen Zeit. Ich kenne kaum eine Band, die es schafft mich seit so vielen Jahren zu faszinieren und zu fesseln. Jedes Album war für sich gesehen ein kleines Meisterwerk. Sei es Adrenalin, das durch seine unbändige Aggressivität überzeugt hat oder das letzte offiziell erschiene selbstbetitelte Album der Band, das durch komplett neue Klangwelten führte und einen ganz eigenen Kosmos erschuf. Dementsprechend stellte sich, für mich jedenfalls, bei dem neuen Release dieser Ausnahmeband, Saturday Night Wrist, nur die eine Frage: Meilenstein oder Stagnation auf hohem Level?
Im Gegensatz zu dem letzten Album empfinde ich Saturday Night Wrist einfach als wunderbare Einheit die klanglich perfekt abgestimmt ist. Hier kann man einfach nicht meckern. Die Produktion ist wie schon so oft bei den Deftones über jede Kritik erhaben und passt sich bei jedem Song gut an. Die Tracks an sich sind ebenso genial wie auch mitreißend! Gleich der erste Song Hole In The Earth zeigt gleich die Richtung dieser Scheibe und offenbart sich uns in seiner ganzen zerbrechlichen Schönheit. Chinos Gesang zeigt sich präsenter denn je und die Arrangements genügen höchsten Ansprüchen. Krachende und rockende Gitarrenwände treffen auf klagende, tieftraurige Strophen, die sich einfach perfekt ergänzen. Der zweite Track FM zeigt die Deftones eher von der klassischen Seite, wie man sie von der Around The Fur/White Pony noch am ehesten kennt. Hier erleben wir wieder den wütenden und aggressiv klingenden Chino, gepaart mit wuchtigen Riffs und treibendem Schlagzeug. Dieser Track ist mit dem Kracher Elite zu vergleichen, wenn auch bei weitem nicht so brutal. Erwähnenswert ist sicherlich ebenfalls der Song Mein, der zusammen mit Serj Tankian (SOAD) aufgenommen wurde und durch eine eher psychedelische Atmosphäre besticht, aber leider nicht an so geniale Kooperation heranreichen kann wie zum Beispiel bei Passenger. Neben Mein wird auch bei dem Song Pink Cellophone kooperiert und zwar mit Annie Hardy (Giant Drag). Dieser Song ist allerdings auch die einzige Enttäuschung auf dem Album. Hier klaffen der Anspruch der Deftones und die Umsetzung weit auseinander. Die Elektro-Beats haben einfach nichts was mich überzeugen könnte, aber ich denke das ist auch Geschmackssache. Zum Glück macht der Song Combat alles wieder vergessen und besticht erneut durch eine so stark glänzende Schönheit, dass ich jeden schwachen Moment wieder vergessen kann. Interessant sind die elektronischen Elemente die durch die Sideprojects wie Teamsleep stärker in den Sound eingeflossen sind und viel dazu beitragen, dass man wirklich von einem der Alben 2006 sprechen kann.
Und so komm ich auch zum Schluss meiner Liebeserklärung an die Deftones! Fazit: Eindeutiger Meilenstein, der sich nicht fest einordnen lässt. Wer die Deftones bis jetzt nicht gemocht hat, wird Sie definitiv auch mit Saturday Night Wrist nicht anfangen zu mögen! Aber jeder der "White Pony" vergöttert hat, wird dieses Album lieben und verehren. Schlichtweg genial!
Trackslist:
1. Hole In the Earth
2. FM
3. Beware
4. Cherry Waves
5. Mein
6. Interlude
7. Tilde
8. Rats
9. Pink Cellophone
10. Combat
11. The Earth
12. Comanche