Die Musik dahin stecken, wo es wehtut. Das hat der halbe Alternative-Globus bereits Mitte der Neunziger vorbildlich durchgezogen - und jedes Mal, wenn jemand doof gefragt hat, einfach mit „Skatepunk!“ oder „Melodycore!“ geantwortet. In der beschaulichen 30000-Seelen-Schatulle St. Neots, so scheint es dieser Tage, stehen die Uhren still und die Rollbretter nie ungenutzt im Flur herum. NO USE FOR A NAME, LAGWAGON oder PENNYWISE sind demnach hier so gern gesehene Aktionäre wie eh und je.
Stillstand und Cali-Core – da müssen DIRTY KIRST kein zweites Mal überlegen. Mit „Absence Makes The Music Faster“ lässt die Band aus dem Vorort von Cambridge unter Funkenregen (wieder) aufleben, wofür die Halsschlagadern der Drummer und Sonnenaufgänge in den Sommerferien vor 15 Jahren getötet hätten: „The Wrestlers“ oder „Family“, „Hit For Six“ oder „Lean Back On Me“ – wie man den Nachfolger zu „I´m Not Asking, I´m Telling!!“ auch dreht und wendet, erinnert das Dutzend Songs vertraut und herzlich an PULLEY, dreckigere NO FUN AT ALL oder frühe PROPAGANDHI.
Die Gesangsstimme und deren Schöpfungsbereich für Melodien, die Frontmann Karlos gerne leicht nasal über dynamisches Geschrammel und Geacker presst, pitchen dabei zwar leicht einen drohenden Wolkenbruch aus dem Breitengrad, wahrlich Fuß zu fassen wird DIRTY KIRST dabei auf Albumlänge zum Verhängnis. Zu eng und undifferenziert klingt „Four Of Us“ und trotz des kantigen Riffansatzes zu Beginn von „See This Through“ bröckelt es hier auch in einem der stärkeren Songs von „Absence Makes The Music Faster“.
Dabei haben DIRTY KIRST alle Bibeln und Heiligtümer verwahrt und studiert, die früher TEN FOOT POLE und heute A WILHELM SCREAM wachklatschen: Von breiten, tiefergelegten Refrains, Doubletime-Getrommel nach Maß und rücksichtslosen Mitschleifabsichten wie im Opener „This Time“ sehen DIRTY KIRST nur ungern ab. Zu viele Gesichter, darunter mit dem Intro zu „50 Cent“ ein aalglatter NUFAN-Ripoff, an denen sich Wellen- und Kugellagerjunkies mittlerweile satt gesehen haben. Außerdem: Zu viele (zuvor bereits namentlich genannte) Mitstreiter, die einfach mehr Saft im Tank und den Finger nicht bloß auf der Repeat-Taste haben.
Trotz Titeln wie „The Wrestlers“ oder „The Finish Line“: Charakterlich darf es gern eine Spur handzahmer sein. „If You´re Fucking With Us, We´re Fucking With - You Wanna Try ?“ („Four Of Us“) Nö. Muss nicht unbedingt.
Trackliste:
01. This Time
02. The Wrestlers
03. Family
04. Hit For Six
05. Four Of Us
06. Sour Grapes
07. Keep Me With You
08. 50 Cent
09. Lean Back On Me
10. See This Through
11. Justify
12. The Finish Line