Es gibt Bands der frühen musikalischen Sozialisation, die begleiten einen durch sämtliche Höhen und Tiefen im Leben, durch Umbrüche, Veränderungen, freiwillige und aufgezwungene. Die Homebase im Plattenschrank und den Gehörwindungen. Sie ziehen immer wieder mit um, wenn das Leben einen Umbruch erlebt. Konzerte schaut man sich gerne in diversen Städten an, in welche es einen so verschlägt.
Manche Dinge müssen Bestand haben. Das gilt auch für musikalische. Dennoch bleibt es oftmals nicht bei dem ersten Album, welches solche Bands kreieren. Man hört nicht ein Album und es passt immer weiter im Leben. Die Sozialisation ist eine stetige Weiterentwicklung. Es gibt diverse Bands, mit denen stieg man ein ins Leben, viele gingen ein Stück des Weges mit und verschwanden dann in der Versenkung. Sei es weil sie sich auflösten, oder weil sie ihren Stil so dermaßen veränderten, dass man Schluss machen musste.
Die DONOTS sind eine Band bei der man das Gefühl nicht los wird, dass sie die Veränderungen im Leben anderer ebenso mitnehmen. Seit 16 Jahren machen die Ibbenbürener gemeinsam Musik. Album um Album. Und sie haben sich entwickelt. Mit jedem Album ein Stück weiter. Klangen die DONOTS früher noch etwas rau, ungehobelt, so fanden sie mit jedem Album einen Schnörkel mehr, den sie irgendwo einsetzen konnten. Sie feilten und werkelten und veränderten sich stetig, ohne jedoch den Kern aus dem Blick zu verlieren. Sie sind mit jedem Album ein Stück weit filigraner und detailverliebter geworden und fanden neue Akzente. Wir wachsen mit unseren Aufgaben, an unseren Erfahrungen. Die meisten Erfahrungen im Leben sind wie die Alben solcher Bands. Es klingt immer wieder ähnlich, jedoch niemals gleich. Der Wert des Wiedererkennungseffektes wird groß geschrieben. Die DONOTS erkennt man immer 100 Meter gegen den Wind. Dennoch geben sie sich Neuerung freudig hin, ohne den wohlgesonnen Hörer zu überrumpeln. Vielmehr sind es die Feinheiten, an welchen sie auf ihrem neuen Album abermals gedreht, geschraubt und poliert haben. The Long Way Home ist die perfekte Fortführung dessen. Das Gesamtkonzept klingt nicht mehr ganz so grobmotorisch wie zu Beginn ihrer Diskografie. Vielleicht ist Detailverliebtheit ein erstes Zeichen von Altersweisheit. Den jugendlichen Leichtsinn eingetauscht gegen Gedankenspielereien auf der musikalischen Ebene.
Textlich geht die ebenso Beweisführung weiter. Es wird Aufbruchsstimmung verbreitet. Ein stetiges Weiterziehen. Leben verläuft nicht zirkulär, sondern eher spiralförmig. Bestenfalls aufwärts. Eben das bestätigt The Long Way Home.
Auch Neuerungen der Musikszene sind die DONOTS offen gegenüber. Einige weitere neuere Einflüsse, welche es in den letzten Jahren so gab, nehmen sich auch die Westfalen zu Herzen. Die erste Singleauskopplung des Albums jagte einem zwar noch den kalten Schauer über den Rücken. Calling klingt eher danach, als wollten die DONOTS unbedingt bei als Vorband von 30 Seconds To Mars punkten. Nicht so wirklich der Hit. Aber so Klischemo ist der Rest das Albums auf keinen Fall. Basisarbeit nach wie vor. Ein Fanchor tönt auf dem Album. Doch selbst der hört sich nicht nach einem Publikum voller pubertierender Mädels an, sondern suggeriert eher Fußballstadionatmosphäre. Ein bisschen Chuck Ragan, ein wenig Dredg und mit viel Phantasie sogar mal ein paar Takte ausgeborgt von Coheed and Cambria. Nicht viel, nur einen Hauch. Die DONOTS gehen eben nicht mit der Mode, sie bleiben bei sich selbst und gehen weiter. The Long Way Home, der lange Weg nach Hause, wo auch immer das ist. Die DONOTS kommen noch lange nicht an, sondern begleiten einen doch noch ein Stück des Weges. Das neue Album ist jedenfalls mal wieder ein kleiner Rastplatz, an dem man mal eben verschnaufen und viel neues entdecken kann.
1.Changes
2.Calling
3.Forever Ends Today
4.High And Dry
5.Let It Go
6.Dead Man Walking
7.Make Believe
8.Who You Are
9.The Years Gone By
10.Hello Knife
11.Parade Of One