Das letzte DREAM-THEATER-Album „A Dramatic Turn Of Evens“ wurde von mir seinerzeit noch über den grünen Klee gelobt – Eine Einschätzung, die ich zwar weiterhin nachvollziehen kann, aber heute vielleicht 1-2 Punkt weniger geben würde. Nun steht mit dem selbstbetitelten „Dream Theater“, das nunmehr zwölfte Studialbum der Band an. Das zweite mit Michael Mangini hinter dem Schlagzeug – Dass erste bei dem der Ausnahmeschlagzeuger selbst im Songwriting-Prozess beteiligt war.
Eigentlich findet man auf „Dream Theater“ musikalisch alles, was man von den New Yorker Prog Göttern erwartet: Opulente Keyboard-Arrangements, großartige, eingängige Gitarrenmelodien, natürlich superbes Schlagzeugspiel und überragender (wenn auch weiterhin sicherlich spaltender) Gesang. Dennoch wird man während des Hörens nie das Gefühl los, alles irgendwann in der 28jährigen Karriere schon einmal ähnlich oder sogar besser gehört zu haben. Das orchestrale Intro „False Awakening Suite“ erinnert beispielsweise stark an Passagen von „Six Dregees Of Inner Turbulence“ und auch das Instrumental „Enigma Machine“ ist zwar alles andere als schlecht, mit „Ytse Jim“ oder gerade „Dance Of Eternity“ hat man aber bessere Lieder dieser Art im Portfolio. Auch der Longtrack „Illumination Theory“ wirkt in seiner Gänze ziemlich zerfahren. Entgegen einem roten Faden, den man in älteren Stücken wie „Trail Of Tears“ oder „Octavarium“ nicht verfehlen konnte, wirken die einzelnen Songelemente voneinander abgeschnitten. Eine durchgängige Melodielinie sucht man vergeblich und die Streicher-Einlage in der Mitte ist zwar gelungen, hat aber mit dem Rest des Liedes recht wenig am Hut.
Aber all das ist Jammern auf ganz hohem Niveau. Wie schon auf dem letzten Album angedeutet, beziehen sich John Petrucci und seine Mitstreiter in Sachen Grundsound auf die goldene Ära der Band Mitte der 90er. Man verzichtet komplett auf die Experimente der „Systematic-Chaos“-Zeit und besinnt sich auf das Wesentliche. Mit „The Enemy Inside“ oder „Behind The Veil“ kommen dabei zwar gute DREAM-THEATER-Songs zusammen, Innovation findet hier aber nicht statt.
Alles in allem ist „Dream Theater“ kein wirklich schlechtes Album geworden – Wie soll dies auch bei einer Gruppe solch hervorragender Musiker passieren?! Dennoch scheint es so als, hätte sich die neu formierte Band mit Michael Mangini noch nicht gefunden (und dass vielleicht Mike Portnoy als kreativer und visionärer Kopf der Band doch fehlt?). Zu oft bezieht man sich auf seine eigene Historie und dringt im Gegenzug nicht in neues Terrain vor. Im eigenen Katalog wird man diese Album eher im unteren Spektrum ansiedeln.
Tracklist:
1. False Awakening Suite
2. The Enemy Inside
3. The Looking Glass
4. Enigma Machine
5. The Bigger Picture
6. Behind The Veil
7. Surrender To Reason
8. Along For The Run
9. Illumination Theory