Der mit weißem Nebel behangende Berg, das messingfarbene alte Schwert mit funkelnden Diamanten besetzt. Lukas Jackson steuert mit seiner jaulenden und hymnischen Stimme noch das Regisseur-reife i-Tüpfelchen bei - und das perfekt vertonte Rollenspiel für lange und kalte Winternächte ist im Kasten. Sehr geehrte Ledermäntel und Ledermäntelinnen: DREAMCATCHER und ihr Debüt „Soul Design“.
So schön und klar werden Assoziationen ab Minute „Intro“ selten geboten bis erzwungen: Nach von Keyboards durchdrungenem ersten Aufbrausen eröffnet „The Eyes Of One“ mit hallendem und symphonischem Sound, der die 80er in voller Bandbreite aus den Lautsprechern zerren will. Einmalig, diese quengelnden Melodien aus dem Tastentisch von Metallerbraut Adele Pease, zu schaurig (schön) die einfordernden Textdarbietungen von Frontfänger Lukas.
Selten traut sich so ein monströses und mit Kerzenwachs versiegeltes Erstalbum den Antritt zum Appell: Die wallenden Haare immer gen Windmaschine gerichtet, die Hand umfasst einen leuchtenden Glasball, in dem die Band die Performance ihres Lebens darbietet. „Soul Design“ schreit nach Videodrehbüchern, „Take Hold“ ist nicht nur dank Gastgesang von ANUBIS GATE-Kopf Jacob Hansen (Mix und Master gehen ebenso auf sein Konto) und seinen sechseinhalb frei interpretierbaren MelodicMetal-Minuten ein Spitzenkandidat für die gerade Mal sechs Song (plus Intro) starke LP, auch „My Sin“ schraubt einfach an allen Ecken und Enden fest, was die kompromisslosen Engländer ins Feuer kippen.
Doublebass ist erlaubt – bei DREAMCATCHER wäre sogar fünf gleichzeitigen Bassdrums stattgegeben – und der behaarte Troll wütet an einer rostigen Kette durch das verzerrte und düstere Moor voller Effekte und plänkelnder Elektronik. Die Riffarbeit hält sich bedeckt, blonde Träume leben schließlich eher von Orgelsounds und flehenden Worten: „Give Me An Answer, Forever Lost Inside Myself...“ Emotionen und Pfund buttert das Sextett aus Leeds in „Balance“ und „In The Depths Of A Dream“, aber erstickt die Mischung in einer auf Dauer belanglosen Wolke zwischen „lächerlich“ und „überheblich“. „Desperation Rising“, denn schnell zerren die überpräsenten Keyboards nicht nur an der Headbanger-Matte, sondern auch an den Nerven. „Help Me To Never Look Back“ heißt es im letzten Chorus von „Soul Design“. Der weiße Nebel lichtet sich.
Trackliste:
1. Instrumental
2. Eyes Of One
3. Take Hold
4. Balance
5. In The Depths Of A Dream
6. My Sin
7. Never Look Back