Plattenkritik

Dull Eyes - War Anthems

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Info

Release Date: 12.03.2013
Datum Review: 15.06.2013

Dull Eyes - War Anthems

 

 

DULL EYES sind eine junge, fünfköpfige Hardcore-Band aus Düsseldorf, die in Hardcore-Deutschland noch längst nicht jedem ein Begriff ist. Ändern soll sich das durch die 4 Songs starke Debut-EP mit dem schicken und bezeichnenden Namen „War Anthems“, die im Vinyl-Format auf Power Trip Records und im Kassettenformat auf Headless Guru Records erscheint. Nach nichtmal anderthalb Jahren Bandgeschichte schonmal eine reife Leistung. Geht die Rechnung von DULL EYES auf? Ich denke schon.

Im Vergleich mit der Demo aus dem letzten Jahre hat man in Sachen Songwriting und vor allem Aufnahmequalität Riesenschritte gemacht. Mit dem Opener „Sleeping Hands“, den die Band schon lange vor EP-Release auf Youtube veröffentlichte, zeigt man sich gleich von seiner besten Seite. Riff reiht sich an Riff, ohne dass es irgendwann zum Gähnen animiert. Im Gegenteil: Im Minutentakt möchte man instinktiv am liebsten seine Zimmereinrichtung mit einer Axt bearbeiten. Zwar fügen sich DULL EYES in die Reihe der vielen Hardcore-Bands, die irgendwo zwischen Metallica und No Warning immer wieder offensichtlichst ihren Idolen huldigen, doch tut man dies auf höchstem Niveau – gerade bezogen auf die deutsche Szene betritt man dabei gar relativ neues Terrain. Gitarristen mit Vorliebe für härtere Musik dürften beim Durchhören ihren Spaß haben. Da hat jemand seine Hausaufgaben gemacht. Ich fühle mich oft an Twitching Tongues erinnert, mit denen man sich auch einige Lieblingsbands teilen dürfte. Auch die allgegenwärtigen Waliser von Brutality Will Prevail winken – wie auf so vielen deutschen Releases der letzten Zeit – an manchen Ecken, jedoch nie zu energisch. Mit jedem Song schafft man es, gleichermaßen die Metalheads als auch den Moshpit ideal zu bedienen. Man darf stellenweise durchaus auch das Schlagwort Crossover fallen lassen („David & Goliath“). DULL EYES arbeiten mit vielen Tempowechseln, klingen mal treibend, mal groovig, mal brachial. Auch am Gesang wechseln sich mehrere Shouter ab, von denen jeder seinen eigenen Stil hat. Ein frischer Wind, den nicht nur die deutsche Szene gebrauchen kann, sondern dem aufstrebende Hardcore-Bands allgemein mehr Einlass in ihr Treiben gewähren sollten. Das lange Ausklingen des letzten Songs ist nach dem Staub, den man in einer guten Viertelstunde aufgewirbelt hat, dann jedenfalls mehr als passend platziert.

Meiner Meinung nach könnten DULL EYES mit ihrem Potenzial und ihrem jungen Alter eine recht große Nummer in Deutschland werden, wenn sie am Ball bleiben. „War Anthems“ ist ein solides Erstwerk, das die besten Voraussetzungen dafür liefert. Mit Power Trip Records hat man außerdem ein starkes Label im Rücken, das auch mit Bands außerhalb von Deutschland (Deal With It) und Europa (Miles Away) schon Erfahrung gesammelt hat und zur Zeit über ein sehr starkes Roster an jungen, vielversprechenden Bands verfügt – erst letzte Woche hat man mit Demonwomb, Gone to Waste, Scarred Mind und Dull Eyes fünf Tage auf die Bretter der Republik geschickt. Bleibt abzuwarten, was DULL EYES aus ihren guten Karten machen. Einen Tipp muss ich zum Schluss jedoch geben: Wenn irgendwo geschraubt werden sollte, dann zuerst an den Lyrics, die mir eindeutig zu platt sind. Da geht mehr. Ein bisschen mehr Eloquenz würde in dem musikalisch sehr hochwertigen Gewand dem Gesamtkonzept DULL EYES den letzten Schliff verpassen. Dennoch bin ich eindeutig Fan.


Tracklist:

1. Sleeping Hands
2. Icebreaker
3. Heavyweight
4. David & Goliath

Autor

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Marcel

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