Es muss sie geben, diese Parallelwelten, in denen Menschen leben, deren Intellekt sich dem entzieht, was wir in unserer Welt als hoch bezeichnen. Menschen, die Musik anders wahrnehmen, sie anders verstehen und dementsprechend auch ganz anders konstruieren. Welten, die sich normal denkenden Menschen einfach niemals erschließen werden, da sie derart komplex, verworren und abgefahren sind. In diesen Welten scheint es keine Grenzen zu geben, keine Definition von Genres und auch keinerlei Struktur, an die man sich halten könnte. Fassbar ist hier nichts und so muss sich alles im Kopf abspielen, sofern man in der Lage dazu ist, sonst kann es passieren, dass man alleine am Versuch, auch nur im Ansatz auch nur irgendetwas zu verstehen verzweifelt und bitterlich zu Grunde geht.
In genau so einer Parallelwelt scheinen DYSRHYTHMIA aus Philadelphia zu leben. Und genau diese Menschen haben mit Psychic Maps ihr viertes Album auf den Markt geschmissen. Wer schon einmal etwas von dieser Band gehört hat, wird wissen, dass sich hier alles andere als leichte oder verdauliche Kost abspielt. Es wird gefrickelt, was das Zeug hält, modern gejazzt und das Ganze scheinbar ohne roten Faden. Aber es muss ihn geben, diesen roten Faden, der das Konstrukt erschließbar macht, irgendwo. Ihn zu finden, ist verdammt schwer und viele werden wahrscheinlich ewig brauchen oder irgendwann einfach aufgeben. Wenn man das aber so hin nimmt und sich auf Psychic Maps einlässt, erwarten einen mit Festival Of Popular Delusions, Reactionary, der mit einem völlig abgefahrenen Mittelpart aufwartet und besonders Room Of Vertigo technisch perfekte Minuten. Gesang gibt es gewohnterweise keinen und den braucht auch es gar nicht. Dieser würde hier eher störend wirken und die Atmosphäre, die DYSRHYTHMIA aufbauen, wahrscheinlich sogar zerstören.
Zwischen all dem Gefrickel gibt es immer wieder noisige Ausbrüche, die einen inne halten lassen, bevor man wieder merkt, dass DYSRHYTHMIA versuchen, ihren Hörern zu erklären, dass eins plus eins nicht zwei ergibt. Keine Regeln, keine Struktur, kein Punkt und kein Komma. Die Band zieht ihr Ding über die sechs Songs, die das Album beinhaltet durch und ehe man es sich versieht, befindet man sich auch schon, ohne eine Verschnaufpause bekommen zu haben, im letzten Song. Lifted By Skin steht den vorherigen Songs in nichts nach, aber es scheint, als würde man hier langsam anfangen zu verstehen, oder zumindest zu akzeptieren. Das Stück ist eines der wenigen, von denen man behaupten kann, dass sie einem Pfad folgen, den man als Normalsterblicher begehen kann. Sobald es aber in die sphärischen Abgründe geht, bleibt man stehen, traut sich nicht mehr der Band hinterher zu laufen. Man bekommt Ruhe vorgegaukelt, das Gefühl, man hätte den LSD-Trip unbeschadet überstanden und dann wird einem der Schädel eingeschlagen. Die letzten Sekunden des Tracks stellen alles bisher gehörte in den Schatten und dann ist Ruhe
Ich gebe zu, die Zeit, die man mit DYSRHYTHMIA verbringt ist nicht einfach, eher ist es eine Anstrengung für die Ohren und auch das Gehirn und den roten Faden suche ich nach wie vor. Zu viele Eindrücke preschen hier auf den Hörer ein, als dass man sie sofort verarbeiten kann. Aber, und das ist das wichtigste, es macht Spaß, über die gesamte Spielzeit.
Abschließend bleibe ich bei der Meinung: Es muss sie geben, diese Parallelwelten....
Tracklist:
1. Festival Of Popular Delusion
2. Triangular Stare
3. Reactionary
4. Room Of Vertigo
5. Iron Cathedral
6. Lifted By Skin